Mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Gelben Meer
Random header image... Refresh for more!

Category — Türkei

Tag 82 (Tuerkei): Koluk - Kahta

Souli war wohl frueher wach als ich - aber mein Koerper brauchte einfach ein wenig Ruhe. Aber nach 9 Stunden Schlaf war es Zeit aufzustehen, wir fruehstueckten und ich machte mich auf den Weg. Die Strasse zog sich das Tal entlang, das dann ploetzlich wieder nach unten ging und von hohen Bergen umgeben war.

Bei der Abzweigung nach Adiyaman machte ich kurz an einer Tankstelle halt und der Angestellte dort machte mir klar, dass er wusste, wo ich letzte Nacht gewesen war. Ich schaute ihn wohl etwas verbluefft an, aber er meinte Koluk und deutete auf einen Bart. Dann nannte er Soulis Namen. Scheint, dass Neuigkeiten schnell die Runde machen.

Die Fahrt nach Adiyaman war von Bergen gepraegt. Einem kurzen Anstieg folgte eine lange Abfahrt, nur um danach steil wieder anzusteigen. Das ging fuer die naechsten drei Stunden so weiter. Und es wurde heiss ….

Die Umgebung war traumhaft und es machte einfach Spass wenig Autos um einen zu haben. Der Wasserkonsum stieg allerdings deutlich an und Moeglichkeiten der Verpflegung gab es kaum. Als ich dann an einem kleinen Pass war, konnte ich den Atatuerk Stausee erkennen, man sieht ihn hier noch in der Bildmitte (laesst sich erahnen, aber er ist da).

Die lange Abfahrt wurde von einigen ziemlich fiesen Anstiegen unterbrochen, aber irgendwann kam ich nach Adiyaman. Hitzewelle nach Hitzewelle kam mir entgegen, man merkte eindeutig, dass ich in den Sueden kam.

Als ich aus Adiyaman raus war wurde es wieder huegelig, aber nicht besonders schlimm. Die Hitze laugte mich ein wenig aus und ich war froh, dass ich in Kahta ankam. Ich wollte mich nur noch hinlegen und ausruhen. Machte ich auch … selbst fuer das Tuerkeispiel reichte es am Abend nicht mehr.

June 15, 2008   No Comments

Tag 81 (Tuerkei): Darica - Koluk (freilich, freilich)

Tagesstrecke: 98km
Gesamtstrecke: 5293km
Fahrzeit: 5-6h

Ich wurde frueh wach (so gegen 6 Uhr) bzw. von Ibrahim aufgeweckt. Wir unterhielten uns eine Weile vor dem Fruehstueck und er erzaehlte mir von der Verfolgung der Aleviten (die wohl in der Vergangenheit sehr viel schlimmer war), u.a. auch Dinge, die ich hier nicht wiederholen will. Interessanterweise tat er das Gleiche wie die Sunniten auf der anderen Seite des Berges. Er meinte, dass ich vorsichtig sein solle … was mich ein wenig verwunderte, weil er sonst seine Worte sehr genau waehlte.

Nach dem Fruehstueck ging es dann weiter - und es war um einiges waermer als am Tag zuvor. Es wurde auch ziemlich steil. Nach einigem Auf und Ab, kam ich endlich oben an und rollte nach Akcardag. Diese LKW ueberholten mich ziemlich haeufig (ich sie logischerweise auch). Heutransporte, bei denen haeufig was schief lief.

Von dort fuhr ich in Richtung Dogansehir und wollte dort in der Gegend uebernachten. Aber das klappte nur bedingt. In Oeren fragte ich nach einer Route, bei der ich nicht um diesen Riesenberg herum musste, was ganz klar viel Arbeit bedeutet haette. Nach einigem Hin und Her kam ein Tuerke, der in der Schweiz wohnte. Schliesslich fuhr sein Cousin mit dem Motorrad vor mir her und brachte mich ueber viele Feldwege, die ich niemals gefunden haette, auf eine Asphaltstrasse zurueck.

Waehrend ich dann den Berg runter rollte, sah ich etwas fuer die Gegend Ungewoehnliches. Das was ich jetzt sage, mag ebenfalls merkwuerdig klingen. Aber ich sah eine Frau in kurzen Hosen - ich musste zwei Mal schauen, aber es war so. Das war etwas anders als das, was ich bisher gesehen hatte. Ich wurde zum Haus gerufen und es stellte sich heraus, dass es ein deutsch-tuerkisches Paar auf Besuch war. Sie kamen aus Baden-Baden bzw. Karlsruhe.

Nach obligatorischem Tee und einer echt netten Unterhaltung ging es weiter. Ich war schon ziemlich muede, aber viele Moeglichkeiten sich zu versorgen gab es nicht. Als das dann erledigt war, hatte ich Schwierigkeiten einen geeigneten Platz zum Zelten zu finden. Entweder nass oder direkt im Blickfeld von der Strasse. Als es schon ziemlich dunkel wurde, hielt ich in einem Dorf an. Ich hatte keine Ahnung, dass ich direkt vor der Moschee hielt und als ich weiter wollte, kamen die Maenner auch schon raus. Einer sprach deutsch, meinte, dass Zelten nicht drin sei und dass ich bei ihm zu uebernachten haette. Suli war sehr nett und gab auf fraenkisch immer sein “freilich, freilich” zum Besten. Aehnlich wie schon Ibrahim und Hane die Nacht zuvor sprachen er und seine Familie eine Mischung aus tuerkisch und kurdisch. Gleichzeitig warnte er mich aber immer wieder vor “den Kurden”. Derartige Warnungen hatte ich vorher schon mal gehoert.

June 14, 2008   No Comments

Tag 80 (Tuerkei): Gueruen - Darica (”geh nicht ins naechste Dorf”)

Tagesstrecke: 78km
Gesamtstrecke: 5195km
Fahrzeit: 4-5h

Wie versprochen kam Schule um 7 Uhr vorbei und holte mich zum Fruehstueck ab. Wir gingen nach Gökpinar, einem wunderschoenen See ca. 10km in den Bergen. Die Farbe war unglaublich beeindruckend, aber das sieht man ja hier.

Fruehstueck war klasse. Wir srachen viel ueber ihr Leben als Lehrerin und wie sie und ihr Mann mit der ziemlich grossen Distanz klarkommen. Er lebt in Erzurum und obwohl sie juristisch gesehen verheiratet sind, weiss das so gut niemand. Die Familien haben noch nicht gefeiert (es gibt zwei Feiern) und sie leben noch nicht zusammen.

Wir fuhren weiter durch den Ort (rasen ist wohl der bessere Ausdruck) zu einer Schlucht, bevor ich wieder in dem Hotel abgesetzt wurde.

Eigentlich wollte ich dann um 10 Uhr aufbrechen, aber daraus wurde nichts. Der Direktor des Hotels - gleichzeitig Lehrer - hatte anderes mit mir vor. Er wollte micht interviewen. Also machten wir auch das. Schule musste wieder zurueckkommen. Er hatte schon zuvor den stellvertretenden Kommandeur der Streitkraefte interviewt und ich sollte der zweite in einer langen Reihe “wichtiger” Leute sein (das basierte auf einer Kombination aus Job und Alter, wie er meinte).  Die Fragen bestanden aus teils etwas merkwuerdigen Dingen wie: “Wie kommt es, dass Deutschland trotz zweier verlorener Weltkriege so erfolgreich ist?”, aber auch “Wie koennen tuerkische Schulkinder erfolgreich sein?”). Ein paar nette Antworten spaeter konnte ich dann endlich aufbrechen. Ich bekam eine Kopie des Videos und werde es vielleicht im naechsten Video einbauen.

Ich verliess Gueruen … das Fahren fiel mir schwer, ich merkte den  vorherigen Tag. Aber Ulrich will heute die km in eine Spende ummuenzen, Glueck fuer ihn, dass es heute ziemlich viel bergauf ging und es heiss war, eigentlich immer ueber 30C. Vielen Dank fuer die Spende!!! (wer sich beteiligen moechte, findet hier mehr Informationen).

Nach einer kurzen Pause in Darende kam ein heftigerer und ziemlich langer Anstieg. Nach ca. 10km erhielt ich eine Einladung zum Tee, die ich gerne annahm. Wir sprachen ueber alles Moegliche (einer arbeitete in Deutschland, ein anderer in Frankreich). Als ich los wollte, wurde mir a) gesagt, dass es nur noch 3km den Berg hoch seien und b) dass ich mich vor den Menschen im naechsten Dorf in acht nehmen solle. Es waren a) 10km den Berg hoch und b) die Menschen super nett. Aber der Kommentar machte mich nur neugieriger.

Was mir bei der Ankunft auffiel war das fehlende Minarett. Viel dachte ich mir nicht, aber waehrend des obligatorischen Tees wurde mir gesagt, dass das Dorf zu 100% aus Aleviten bestehe. Damit war der Kommentar wieder nachvollziehbar, wenn auch nicht verstaendlich. Diese staendige Angst vor dem, was anders ist …

Zelten war nicht drin, ich solle in der Schule uebernachten. Auch gut. Dann wurde ich von Ibrahim zum Abendessen eingeladen. Er sprach ausgezeichnet deutsch, seine Frau auch. Sie meinte gleich, dass hier uebernachten solle und tischte eine Riesenschuessel Nudeln auf. Es stellt sich heraus, dass Ibrahim in der gleichen Firma wie Özcilek arbeitete, ebenfalls in Berlin, aber sie kannten sich nicht. Wir unterhielten uns wirklich gut ueber das Leben im Dorf und den staendigen Wechsel zwischen Deutschland und der Tuerkei. Erschoepft fiel ich ins Bett.

June 13, 2008   No Comments

Tag 79 (Tuerkei): Pinarbasi - Gurun (wieder unterwegs - endlich)

Tagesstrecke: 104km
Gesamtstrecke: 5117km
Fahrzeit: 5-6h

Regen weckte mich um 5 Uhr auf. Ich drehte mich wieder um und versuchte so lange zu schlafen, wie noetig war. Irgendwann ging ich dann raus und machte mich daran, das Fahrrad in einen guten Zustand zu bringen. In Ankara war es ein schneller Job, der mich zur Busstation bringen sollte.

Nach einer Weile war alles so, wie es sein sollte und ich machte mich auf ins lokale Internetcafe, um einige Dinge zu erledigen, u.a. die Nachricht an DPD. Vielleicht wollen sie sich ja an der Spendenaktion beteiligen. Die Idee hatte ich gestern auf der Fahrt hierher und einige Leser hatten den gleichen Vorschlag. Mal sehen, ob was daraus wird.

Dann brach ich auf. Ich war ein wenig unsicher, was das Rad und meinen Koerper anging. Ausserdem war die Strecke ziemlich bergig. Zudem waren die Orte, die es entlang der Strecke geben sollte entweder nicht vorhanden oder hatten keinen Markt. Nur gut, dass ich Bananen und andere Kleinigkeiten bei mir hatte. Aber die Landschaft war ziemlich beeindruckend.

Nachdem der erste Pass hinter mir war, wandelte sich langsam die Landschaft von weiten Ebenen mit langen Anstiegen zu tiefer eingeschnittenen Taelern, aber auch hier ging die Strasse ziemlich direkt hoch. Aber es war einfach befreiend wieder auf dem Rad zu sitzen und mein Gesicht verriet das wohl auch. Das Hupen war wieder willkommen.

Ausserdem machte der Nachmittag wegen der Sonne wieder unglaublich Spass. Am Morgen war es kalt und ein wenig ungemuetlich, der Nachmittag war von Sonne gepraegt. Zudem gewann ich mehr und mehr Sicherheit, was das Rad anging. Ist auch noetig, habe ja noch was vor mir. Nur die letzten beiden Wochen hinterliessen beir mir ihre Spuren. Ich bin ein wenig ausser Form, aber nach ein paar Tagen sollte alles wieder OK sein. Ich wollte irgendwie das Spiel Deutschland - Kroatien ansehen und machte mich auf nach Gueruen. Viel Auswahl hatte ich auch nicht, es gab vorher recht wenig Einkaufsmoeglichkeiten … vorsichtig ausgedrueckt.

In Gueruen fand ich ein Hotel, das eine Reihe von interessanten Dingen bot. Ich wollte nicht weiter, war 100km und mehr als 1000 Hoehenmeter gefahren. Und dann kam ich ins Lehrerhotel. Daneben gibt es in der Tuerkei noch Hotels fuer das Militaer und fuer die Polizei und fuer Aerzte. Die gehoeren dem Staat und dienen als Ort der Zusammenkunft fuer alle Lehrer, sind aber fuer junge Lehrer eine der wenigen Moeglichkeiten unterzukommen. Meist wohnen verheiratete Lehrer in Wohnungen, aber unverheiratete sind zumeist in diesen Hotels untergebracht. Eine Englischlehrerin wurde herbei gerufen, ich wurde mit allem Moeglichen (Tee, Zimmer, usw.) versorgt und zugleich mein Morgen verplant: kurzer Ausflug um 7, danach Auftritt in der Schule und ein Interview mit der lokalen Zeitung. Hoert sich spannend an … werde beizeiten darueber berichten.

June 12, 2008   1 Comment

Tag 78 (Türkei): Ankara - Pinarbasi (hier war ich schon mal)

Tagesstrecke: 8km
Gesamtstrecke: 5013km
Fahrzeit: 1\2h

Ich wollte nicht aus den Federn. Ich fuehlte mich im Bett ganz wohl. War ich je mit dem Rad gefahren? Vielleicht in einem anderen Leben. Eingetroffen war das Paket auch nicht, obwohl frühe Lieferung zugesagt war. Um 10 Uhr war jedenfalls nichts da und auch im Netz war der Status noch der gleiche wie um 10:41 Uhr am Tag vorher. Paket in Istanbul. Die türkische Lieferfirma war am Telefon zuvorkommend und - im Gegensatz zu einer anderen Firma - rief auch zurück und meinte, dass die Lieferung heute ankomme, aber am Nachmittag. Ich erwiderte, dass eine frühe Lieferung versprochen war und bekam die Zusage, dass es vor 12:00 Uhr geliefert werde. Als ich um 11:45 Uhr mit dem Geschäftsführer sprach (”Weißt Du heute mehr als gestern?”), kam das Paket an. Ich baute mein Rad zusammen, machte eine neue Kette drauf und machte mich auf den Weg zum Busbahnhof.

 (ein Klick auf das Bild oeffnet ein neues Fenster, in dem die Teile genauer erklaert werden; da ich Pedale brauchte, sind die auch gleich mitgeschickt worden, ebenso wie eine planmaessig zu wechselnde Kette und Ritzel)

Eigentlich sollte erst um 21 Uhr ein Bus fahren, aber ich fand einen um kurz nach drei, Ankunft um 22 Uhr. Passte mir besser, dann kann es morgen weiter gehen. Die Stimmung im Bus war gedrückt als ich ihn verließ. Die Wunder moderner Technologie machten es möglich, das Spiel live im Bus zu verfolgen. Das Tor für die Schweiz löste allgemeines Stöhnen aus. Schlussendlich gab es aber einen türkischen Sieg, die Volksseele war beruhigt.

Obwohl die Fahrt von Kayseri nach Pinarbasi im Dunkeln stattfand, erkannte ich viele Orte wieder. Der erste ziemlich unangenehme Anstieg, die Tankstelle, an der ich Mittagspause gemacht hatte (Cola und Banane wegen  Magenproblemen) und der Ort, an dem ich die gerissene Felge bemerkt hatte. Während der Fahrt musste ich aber auch an die vielen Nachrichten denken, die ich bekommen habe. In Kayseri hatte ich meine emails abgerufen und eine Vielzahl von Nachrichten erhalten. Vielen, vielen Dank an alle, die mir geschrieben haben. Die Unterstützung tut unglaublich gut und stimmt mich froh für die nächsten Tage und Wochen.

Interessanterweise habe ich auch einen Kommentar von einer DPD-Angesetllten erhalten. Zumindest eine Person aus dem Freiburger Büro liest wohl mit (herzlich willkommen, P). Danke für den Hinweis auf das Prozedere in Paris und Istanbul. Aber darum ging es mir nicht wirklich, sondern vielmehr um die Tatsache, dass mein Paket zwei Tage am Abholort stand und wohl vergessen wurdeu und dass wiederholt Zusagen nicht eingehalten wurden. Aber vielleicht will sich DPD ja an der Spendenaktion beteiligen. Falls hieran Interesse besteht, dann melden Sie sich einfach bei mir. Das ist durchaus ernst gemeint. Vielleicht laesst sich ja eine Uebereinkunft finden.

June 11, 2008   No Comments

Tag 77 (Tuerkei): Ankara (”Was weisst Du ueberhaupt?”)

Heute war Umzugstag - es war einfacher, als ich dachte. Nach einem tollen Fruehstueck (Gueler stellte sicher, dass ich genug gegessen hatte) packten wir das Fahrrad und den Rest ins Auto und fuhren in ein Hotel. Haluks Freund ist dort Geschaeftsfuehrer - ich bekam einen guten Preis fuer ein ziemlich tolles Hotel.

Haluks Freund wollte auch wissen, was los war. Ich zuckte mit den Schultern und erzaehlte es ihm. Er fragte auch, wo das Paket denn sei. Istanbul, Paris - keine Ahnung, meinte ich. DPD hatte die auch nicht. Herr B. hatte mir das am Morgen mitgeteilt. Ich gab das weiter. Dazu Haluks Freund: “Was weisst Du ueberhaupt?” Gute Frage. Meine Antwort: “Dass ich fuer die Sendung Geld gezahlt habe.”

Haluk und ich verabschiedeten uns - erneut. Ich verbrachte den Tag mit Ausruhen und einem Spaziergang durch das Zentrum von Ankara. Mr. T. schrieb mir eine Nachricht:

” Sie können uns glauben dass alle betroffene Personen fieberhaft an diesem Fall arbeiten, und alles in Ihrer Macht unternehmen um die Angelegenheit für Sie am besten zu regeln.”

Dies war Teil der Antwort auf meine Anfrage der Umleitung. Ich haette eine Entschuldigung angebracht gefunden, zumindest fuer sein Verhalten am Vortag. Nichts davon. Vielleicht ist es zuviel verlangt. Herr B. rief kurz darauf noch mal an und meinte, dass es morgen klappen sollte. Das habe ich schon haeufiger gehoert. Aber bitte weiter die Daumen druecken. Und vielen Dank fuer die vielen Nachrichten von ueberall … Philippinen, Schweiz, Belgien, Deutschland, England, Italien, Mexiko, Chile, Suedafrika (hoffe, ich habe niemanden vergessen).

June 10, 2008   1 Comment

Tag 76 (Tuerkei): Ankara (DPD - Rueckruf? was ist das?)

Ich bin muede, ich habe Kopfschmerzen - ich will nicht mehr. Das, was heute passiert ist kann einem die Lust an einer Reise rauben. Ich lasse das einfach so stehen - hier mein kleines Protokoll des Tagesverlaufs. Es ist zum Haareraufen. Falls die Rechtsabteilung von DPD mich abmahnen will, meine Adresse steht unter Kontakt. Bitte per email Kontakt mit mir aufnehmen. Danke!

Zeitzone: Ankara (also eine Stunde vor deutscher Zeit; die Zeitangaben sind ueber Skype einfach zu ermitteln)

10:09 Uhr: Anruf zur Ueberpruefung des Status, ich erhalte eine neue Nummer, Paket befindet sich auf dem Weg nach Ankara, Ankunft 12 Uhr am Flughafen, Zustellung noch heute, so Herr T.; ich freue mich (man erinnere sich an die 98% Zusage vom Freitag)

12:54 Uhr: nochmaliger Anruf bei Herrn T., Abfrage des Status (”wo ist das Paket?” Hintergrund: die Statusabfrage im Netz ergibt, dass das Paket mit Air France um 12:00 Uhr in Paris gelandet ist, CDG = Flughafen Charles de Gaulle), Frage nach Umleitung nach Paris wird trotz Hinweis auf die Webseite verneint, Kollegen in Raunheim versichern, dass Paket sich im Flugzeug nach Ankara befindet; trotz mehrmaliger Nachfrage gleiche Information; Information im Internet kann “irrefuehrend” sein, falsch sei sie aber nicht; Paket werde proaktiv verfolgt (daraus resultiert allerdings keine Rueckmeldung fuer Kunden)

15:58 Uhr: Anfrage nach Status - Auskunft: unterwegs, wird zugestellt, auf Nachfrage Bestaetigung, dass Paket schon in Ankara sei, trotz gegenteiliger Information von DPD Trackingsystem, mein Hinweis auf genau abzufragende Flugdaten auf verschiedenen Webseiten wird nicht beachtet (das Trackingsystem gibt die Flugnummern aus, die ich schon in einem vorigen Telefonat angegeben hatte, mit einer kurzen Recherche im Netz lassen sich die Abflug- und Ankunftszeiten problemlos herausfinden); meine Bitte der Bestaetigung per email (ich endlich was schriftlich haben), dass sich das Paket nicht in Paris befindet, wird von Herrn T. bestaetigt (”mache ich gerne”), findet aber nie statt

16:19 Uhr: nach Erhalt von email von Herrn T., dass die Zollstelle passiert sei (das ist in Wirklichkeit die in Paris) rufe ich bei der tuerkischen Spedition an, welche bestaetigt, dass Paket in Paris sei (wir schauen wohl auf die gleiche Datenbank)

16:21 Uhr: Anfrage nach Status, Versicherung, dass Rueckruf in einer Stunde erfolgen soll; angeblich wird “email mit hoechster Dringlichkeitsstufe” an Raunheim, Paris und Ankara versandt, um Verfolgung zu sichern

17:29 Uhr: erneute Anfrage, Herr T. hat das Haus verlassen; ich verlange Gespraech mit Vorgesetztem, der aber in einer Besprechung sei; Herr E. verspricht Rueckruf innerhalb einer halben Stunde

18:02 Uhr: mehrmalige Versuche, Herrn E. zu erreichen sind erfolglos, auch er hat das Haus verlassen; Gespraech mit Herrn B. - will sich der Sache annehmen und verspricht Rueckruf mit Informationen zum Standort

18:45 Uhr: Herr B. ruft auf Handy an, bestaetigt den Standort Paris, verspricht sich um schnelle Lieferung zu kuemmern; Lieferung jedoch am Dienstag unwahrscheinlich, Mittwoch moeglich; Versuch einer schnellen Umleitung wird besprochen, allerdings koennen keine Zusagen gemacht werden;

Was mir leid tut ist, dass meine Gastgeber ihren Urlaub fuer mich nach hinten geschoben haben - auf Basis der Auskunft von Freitag. Durch die Verzoegerung ergeben sich so langsam Zeitprobleme. Ich ueberlege mir mittlerweile ernsthaft, die Fahrt durch den Kaukasus sein zu lassen. Moeglich ist es schon, aber dann heisst das, viele km runter zu reissen. Ich lasse mir das in den naechsten Tagen durch den Kopf gehen (habe ja Zeit und nichts zu tun, danke DPD!). Jegliches Feedback ist hierzu willkommen.

June 9, 2008   No Comments

Tag 74 und Tag 75 (Tuerkei): Ankara (das zweite Wochenende … wie lange noch?)

Sagen wir mal, dass ich Hoffnung habe, dass die Ersatzteile morgen (Montag) ankommen. Warum ich die haben sollte? Weiss ich nicht. Ich konnte die Sendung nicht uebers Wochenende nachverfolgen. Ging nicht. Am Samstag habe ich dann versucht in der Zentrale jemanden zu erreichen. Dort bekam ich offensichtlich die gleiche Person an den Apparat wie eine Woche zuvor. Sie kenne meinen Fall, meinte sie. Aber helfen koenne sie mir jetzt am Wochenende leider nicht. Sie kann auch nicht mehr sehen als ich im Netz. Ich habe immer noch den Satz von Herrn T. im Ohr: “Wir koennen mit 98%iger Wahrscheinlichkeit eine Lieferung am Montag zusagen.” Das bedeutet, dass 2% Wahrscheinlichkeit besteht, dass es schief laeuft. Hoffen wir das Beste.

Samstag Nachmittag ging auf Tour, um Ankara ein wenig zu erkunden. Faehrt man mit den kleinen dolmus sieht man recht schnell, wie sehr Atatuerk hier verehrt wird.

Hier ein paar Eindruecke aus der Altstadt …

ein kleines Tanzfestival …

und ein bemerkenswerter Puppenspieler (Fotos bringen seine Fertigkeit nicht rueber, meine kleine Kamera hatte ich nicht dabei, daher auch kein Video) …

und auf meiner Suche nach neuem Lesestoff fand ich auch ein Regal voller Reisefuehrer. Vielleicht wird einer davon in der nahen Zukunft ja sogar wichtig … ich meine nicht den fuer Florida (der auch), Jerusalem (kenne ich selbst ganz gut), aber vielleicht der fuer die Mongolei. Aber dazu irgendwann anders mehr.

Es gab eine ganz gute Auswahl. Schliesslich erstand ich Moby Dick und Istanbul Express in der Hoffnung, dass beide sich fuer die Reise eignen. Ich sah auch eine Eiserne Lady …

Gerade als ich zurueck wollte und ein Bild einer Riesenmoschee samt Supermarkt im Erdgeschoss aufnehmen wollte, wurde ich von M und O angesprochen. Wir kamen ins Gespraech und drei Stunden spaeter war ich immer noch mit ihnen in einem Kaffee. War eine tolle Unterhaltung ueber viele Dinge, die mir in der Tuerkei bisher aufgefallen sind. Es war gut, sich laenger darueber mit jemandem zu unterhalten und eine gewisse Perspektive zu erhalten. Ausserdem waren die beiden einfach auch supernett.

June 8, 2008   No Comments

Tag 73 (Tuerkei): Ankara (Ende in Sicht?)

Nachdem ich also rausgefunden hatte, dass Haluk und Guler am Montag wegfahren wollten, musste ich mir einen Plan B ueberlegen. Sie wollten frueh morgens los, so dass ich keine Chance hatte, das Paket hier entgegenzunehmen. Ich wusste ausserdem immer noch nicht, wo das Paket war - die Trackingnummer war immer noch nicht im DPD System zu finden. Ich rief also wieder an - “mit 98% Wahrscheinlichkeit wird es am Montag bei Ihnen eintreffen”. Der genaue Standort des Pakets sei aber nicht auszumachen. So was hatte ich mir schon gedacht. Haluk entschloss nach kurzem Ueberlegen, dass sie einen Tag spaeter losfahren wuerden. Ich war ziemlich sprachlos. Jetzt kann ich nur hoffen, dass DPD auch endlich liefert.

Ich kann ja nix machen - bin der Firma ziemlich hilflos ausgeliefert. Wenn es nicht ankommt, muss ich das Rad und mich selbst woanders unterbringen und das Paket woanders hinliefern lassen. Zumindist soll meine Nummer dem Lieferservice bekannt sein, das sollte helfen. Auf der anderen Seite wurde mir zugesichert, dass ich das Paket ab Freitag Abend nachverfolgen kann. Das war wieder nicht der Fall, viel Hoffnung hatte ich ohnehin nicht. Das bedeutet aber, dass ich nichts vorbereiten kann. Wenn jemand eine Idee hat, wofuer DPD tatsaechlich steht (vormals: Deutscher Paket Dienst, sei Januar: Dynamic Parcel Distribution - Kommentar fast unnoetig). Die Leute, die sich der Sache angenommen haben, waren immer freundlich und zuvorkommend und ihnen kann ich keinen Vorwurf machen, aber irgendwas stimmt da im System nicht.

June 6, 2008   No Comments

Tag 72 (Türkei): Ankara

Ich wollte meine Sendung im Internet nachverfolgen. Die Moeglichkeit gibt’s ja … nur meines nicht. Letzte Woche schon nicht und diese Woche auch nicht. Wie das schon wieder passieren kann? Keine Ahnung. Etwas laeuft hier ganz schief, dachte ich. Also wieder ein Anruf bei DPD, dieses Mal ist es ein Herr T. Sehr netter Mensch. Er will sich darum kuemmern. DPD hat vergessen, das Paket, das schon seit zwei Tagen zur Abholung bereit liegt, tatsaechlich abzuholen oder abholen zu lassen. Ich blicke bei den vielen Subunternehmen nicht mehr durch. Das ist dann so ziemlich das Letzte, was haette passieren sollen. Ich kann’s nicht fassen. Das bedeutet, dass ich das Paket auch nicht vor dem Wochenende bekomme. Also wird auch nichts draus, am Sonntag wieder auf dem Rad zu sitzen. Wie so etwas passieren kann? Ich kenne die Antwort nicht und scheinbar DPD auch nicht. Das Paket taucht auch nicht in ihrem System auf, es ist fuer mich also auch nicht nachverfolgbar. Vielleicht haette ich mich gleich an meinem Ankunftstag in Ankara in den Flieger setzen sollen und das Paket selbst in die Tuerkei bringen sollen.

Naechste Woche waere auch kein Problem … ausser, dass Haluk und Guler in Urlaub fahren wollen und das schon lange geplant ist. Also vielleich umleiten, aber wohin weiss ich noch nicht. Irgendwie wird das schon hinhauen, aber wieviel kann eigentlich noch schiefgehen (oder: “Wieviel Inkompetenz kann eine Lieferfirma eigentlich insgesamt zeigen?”)

June 5, 2008   No Comments