Mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Gelben Meer
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Tag 262 (China / Deutschland): Peking - Frankfurt (ein Fahrrad weniger in Peking und man braucht fuer die Strecke keine 10 Monate, 10 Stunden reichen auch)

Erstmal tut es mir leid, dass ich den Blog nicht aktuell gehalten habe. Einige vermuten mich ja noch in China, dem ist aber nicht so. Bin schon seit ein paar Tagen in Deutschland. Aber fuer die Verspaetung gibt es ja einen guten Grund. Meine Mutte meinte, dass ich erst eine Woche spaeter eintreffen wuerde und die Ueberraschung waere wohl nicht gelungen, wenn ich das hier veroeffentlich haette. Ein andere Grund mag sein, dass ich mit dem Einstellen dieses Tages einen weiteren Teil der Reise abschliessen wuerde. Und das wollte ich wohl nicht wirklich. Ist zwar nicht so, dass alles rum ist, aber …

Als ich so am Morgen in Peking die Augen aufmachte wusste ich irgendwie gleich, dass es das war. Ich wuerde heute nach Deutschland zurueck fliegen. Die Tour wuerde zu Ende gehen. Das ist zwar schon vorher so gewesen auf gewisse Art und Weise, aber das ist schon ein grosser Schritt. Und dann geht an solchen Tagen ja vieles automatisch. Man packt den Rest der Sachen, man laesst Dinge zurueck, die man nicht mehr braucht, dann geht’s zum Taxi, auf ins Flugzeug. Man wird foermlich von anderen Kraeften weitergeschoben und man hat keine Kontrolle mehr ueber das, was man so tagtaeglich so macht. Das ist wohl eine der groessten Veraenderungen, die jetzt anstehen. Waehrend der Tour konnte ich so ziemlich tun und lassen, was ich will, hatte fast alle Freiheiten dahin zu fahren, wo ich wollte usw. Das geht nun nicht mehr.

Aber das hier waere nicht China, wenn es nicht wenigstens einige Komplikationen gegeben haette. Das sind die Dinge, die ich zurueckgelassen habe.

Matthias hatte ein Auto organisiert und als ich das Auto dann sah, war ich ein wenig schockiert. Das lag nicht an Matze, die hatten einfach ein falsches Auto geschickt. “Klar, wir kriegen das alles hier rein.” Der hatte aber die Kiste nicht gesehen und nach einiger Diskussion kam dann auch der Minivan, der eigentlich haette kommen sollen (ja, wir haben mehr bezahlt, keine Sorge) und dann ging es auch schon los. Nicht, ohne mich von Matze noch verabschiedet zu haben, der von der Uni zur Verabschiedung mit dem Taxi angerast kam. Ich war froh, nicht alleine im Taxi zu sitzen und auch die Sicherheit zu haben, dass ich das Rad im Falle eines Falles nicht zuruecklassen muesste. Vielen Dank, G.!!!

Auf der Fahrt zum Flughafen wurde ich mir wieder bewusst, dass die Reise zu Ende gehen wuerde. Es ist schwer zu sagen, was mir so durch den Kopf ging, aber es waren keine unbeschwerten Gedanken. Am Flughafen ging dann wieder alles darum, die Kiste auf den Flieger zu bekommen. Ich hatte mich so gut wie moeglich vorbereitet. Ich hatte ja schon sechs verschiedene Antworten von Air China erhalten, angefangen von “Kein Problem” bis hin zu “1kg Uebergewicht ueber 20kg kostet 40EUR” und “Fahrraeder nehmen wir nicht mit”. Ich hatte dann dem deutschen Buero geschrieben, die meinten, dass Kulanz bis 30kg bestehe und auch Fahrraeder kein Problem seien. Das hatte ich als Ausdruck dabei. Ich kam dran, wurde nach dem Gepaeck gefragt und dann meinte der nur mit offenen Augen: “Ist da ein Fernseher drin?” “Nein, aber ein Fahrrad.” Schnelle Antwort von ihm: “Kein Problem, legen Sie es auf die Waage.” Es war unter 30kg und dann ging alles recht fix. Wir brachten die Kiste noch zur Verpackstation, versorgten es mit reichlich Gewebeband und dann mit Plastikstreifen und dann ging es zum Uebergepaeckschalter und weg war die Kiste. War recht einfach.

Und dann wartet man … so z.B. (und ja, das ist ein Becher von Starbucks, die sehr leckere heisse Schokolade machen).

Dann ging es ans Verabschieden und zur Bahn, die einen zum Terminal bringt. Das war absolut merkwuerdig. Nach der Sicherheitskontrolle und Ausreiseformalitaeten (man kann die bewerten, die Dame bekam volle Punktzahl), hoerte man eine Coverversion von Scarborough Fare von Simon & Garfunkel. Eher von der melancholischen Sorte. Man sah dort die ueblichen Dinge wie Leute, die wichtig ihre Laptops bedienten und ihre glaenzenden Handys der neuesten Generation bedienten. Ich fuehlte mich ausgerechnet hier ziemlich einsam. Das koennte man in Zentralasien oder den Wuesten von Westchina vielleicht vermuten. Aber hier war das so richtig der Fall. Und als ich so zum Flugzeug ging, tat sich vor mir eine Leere auf, die sich auf dem Flug nur erweiterte.

Und dann sitzt man so da und erinnert sich an die letzten 10 Monate. Aber darum geht es nicht. Man denkt aber auch daran, dass man innerhalb von 10 Stunden die gleiche Strecke zuruecklegt wie in den vergangenen 10 Monaten und dass das ziemich merkwuerdig ist. Aber man erlebt eben auch nicht das, was so alles passiert ist, wenn man die Strecke im Flugzeug zuruecklegt. Und ich wuerde das ueberhaupt nicht eintauschen wollen. Auf keinen Fall.

Schnell weiter zur Rollbahn in Frankfurt. Wir rollen zum Flugsteig. Wehmut rollte in grossen Wellen auf mich zu, aber irgendwie beschliesse ich dann, dass die naechsten Wochen in Deutschland und dann in Miami ebenfalls sehr spannend werden und dass ich keine Lust habe in ein grosses Loch reinzufallen. Und dass ich mich schon gar nicht beschweren darf. Ich warte ziemlich lange auf meine Kiste, die ein wenig zerdeppert ankommt und gehe raus. Naja, wollte ich. Aber der Zoellner will halt seine Arbeit erledigen und ich bin das ausersehnte Objekt. Haben Sie was anzumelden? Nein, nichts, nur meine Ausruestung von einer Fahrradtour hier drin. Sicher? Ja, ich bin von Deutschland nach China geradelt und habe nichts dabei. Bitte die Kiste nicht aufmachen lassen. Wie bitte? Nach China mit dem Rad? Ja, genau. Also, das Rad ist nicht neu? Nein, aber das kommt auf ihre Definition von neu an. Wir grinsten beide und dann war ich raus. Stephan haette mich dann vielleicht retten koennen in seiner neuen Rolle als Richter. Ein Scherz. Aber ich war schon sehr froh, dass er so freundlich war, mich vom Flughafen abzuholen.

Das war auch das Beste was mir haette passieren koennen. Ich war nicht alleine und es bestand kein Grund irgendwie nicht gut drauf zu sein. Stephan und Sandra machten das sehr leicht fuer mich und sind einfach toll. Der Taxifahrer war zufaellig Iraner und war ziemlich bestuerzt, als ich Stephan auf der Fahrt die Geschichte mit dem gestohlenen Geld erzaehlte.

Wir bauten das Rad dann gemeinsam wieder zusammen (Stephan meinte staendig, dass irgendwo noch Schrauben rumliegen), so dass ich am naechsten Tag wieder weiter fahren konnte. Nach vielen Gespraechen ging es dann irgendwie ins Bett. Nur ich konnte nicht so richtig schlafen … erst so gegen 1 Uhr. Es war immer noch sehr merkwuerdig, hier zu sein. Und ein Gefuehl der Unsicherheit, was so in der naechsten Zeit passieren wuerde. Aber wenigstens das war nichts neues.

Gestern habe ich wohl vergessen, den Link zur Sendung auf China Radio International einzufuegen. Hier kann man das Interview anhoeren.

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