Mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Gelben Meer
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Posts from — June 2008

Tag 98 (Iran): Tabriz - Miyaneh

Tagesstrecke: 174km
Gesamtstrecke:
6622km
Fahrzeit: 8-9h

Ich verabschiedete mich von Aydin und seiner Familie in Tabriz. Es sind diese Momente, die die Reise so schoen und auch schwierig machen. Man trifft unglaublich offene Menschen, von denen man sich dann wieder verabschieden muss.

Ich ging um 7 Uhr auf die Reise, aber der Verkehr war schon sehr stark. Russige Lastwagen, deren Auspuff mir genau ins Gesicht blasen und viel zu viele Autos machen einem das Leben schwer. Nicht so lustig - dazu noch 40km bergauf. Aber irgendwann war auch das vorbei und es ging in Richtung Bostanabad bergab. Immer noch in einen ziemlich starken Gegenwind, aber dafuer waren die Temperaturen viel angenehmer als an den Tagen zuvor.

Als ich in Bostanabad ankam machte ich dieses Foto. Lustig dachte ich, Ampel auf dem Boden, immer mit gleichem Signal.

Kurz darauf hielt mich die Polizei an. Ich dachte, die wollen nur den Auslaender kontrollieren, machen sich das Leben schoener und nicht so langweilig. Also Reisepass raus, aber der kam nicht wirklich schnell zurueck.

Ein Iraner auf der Strasse wurde angehalten zum Uebersetzen, fuehlte sich aber sichtbar nicht wohl, so dass ich ihm sagte, dass er ruhig gehen koenne. Dann wurden aus 2 nach und nach 8 Polizisten, im Rang immer hoeher werdend. Am Ende kam der Polizeichef. Ich wusste noch immer nicht, warum ich ueberhaupt angehalten worden war. Dann kam was von Kamera, also zeigte ich die Bilder auf der Kamera. Mir wurde klar, dass mich jemand angeschwaerzt hatte: “Da ist ein Auslaender mit Rad und Kamera” oder so aehnlich.

Dann wurde es ungemuetlich. Es kam einer in Zivilkleidung, blieb immer im Hintergrund, aber alle buckelten in seine Richtung. Freundliche Gesichter oder sympathische gab es auch keine mehr. Ich hoerte was von Polizeirevier und Auslaenderpolizei - die Nummer vom Konsulat in Teheran liegt dafuer dann griffbereit. Aber dazu kam es dann nicht. Auf einmal zerstob sich alles. Keiner mehr da, mein Pass wurde mir noch gegeben und die 4 Autos waren weg. Der Zivilbeamte auch … Ich war ein wenig eingeschuechtert zugegeben, vielleicht war das auch Sinn und Zweck der Uebung. Aber am Abend war es dann wieder in Ordnung. Auf dem Bild ist nichts geheimes zu sehen, habe das noch mal ueberprueft, aber die Dinge sind hier wohl anders.

Ich ass noch was zu Mittag, nachdem der Strom im Internetcafe ausfiel (passiert hier immer fuer ein oder zwei Stunden pro Tag, ist geplanter Stromausfall).

Dann fuhr ich mit viel Rueckenwind weiter … kam zumeist ohne Probleme fuer ueber eine Stunde auf mehr als 35km/h auf der Ebene und machte km um km. Dann wechelte der Wind wieder die Richtung.

Das Tal war allerdings sehr schoen, tolle Ausblicke und schoene Farben. Ich fuhr bis nach Miyaneh, hatte zu wenig zu Essen dabei fuers Campen und kam so auf 174km - und war ziemlich erledigt.

Als ich ankam wurde mir von drei Jungen sehr geholfen, wir verbrachten viel Zeit miteinander, fanden ein Hotel, wurden ein paar Zuhaelter los und assen zu Abend. Es war eine klasse Unterhaltung und viel Spass.

June 30, 2008   No Comments

Tag 97 (Iran): Ruhetag in Tabriz

Der Ruhetag war ungeplant. Aydin und ich hatten geplant, dass ich um halb sieben losfahren wuerde, aber daraus wurde nichts. Der sehr leckere Brombeersaft hinterliess Magenkraempfe, die ich bisher so nicht kannte. Aua. An Schlaf war nicht zu denken und so war auch an Fahren nicht wirklich zu denken. Ich wurde von der Mutter von Aydin versorgt, Aydin und ich gingen dann zu seiner Arbeit und nach einer Runde Internetcafe (Zensur inklusive) war ich dann wieder fit.

 

Nachmittags schlief ich noch ein wenig, am Abend gab es einen Haarschnitt

nur um dann spaeter noch das Spiel Deutschland - Spanien zu sehen. Verdient gewonnen Spanien wuerde ich sagen. Auch wenn ich in der zweiten Haelfte mehrmals fast eingschlafen waere.

June 29, 2008   No Comments

Tag 96 (Iran): Ruhetag in Tabriz

Kein Grenzenlos Radeln heute. Ich wollte einen Pausentag einlegen und machte mich mit Naser auf einer Tour durch Tabriz. Er ist Buchhaendler und ein Freund von Aydin. Es war klasse, die Gespraeche extrem aufschlussreich. Als erstes wollte ich mein Visum verlaengern lassen. Das Tourismusbuero war hilfreich, meinte aber, dass das wohl nicht moeglich sei. Ich sei noch zu kurz im Iran. Aber die waren stinksauer auf das Konsulat in Istanbul wegen des 15 Tage Visums. Es scheint, dass es von dort nur Probleme gibt.

Also ging es ins Buero der Auslaenderpolizei. Das ist weit weg - und die Erfahrung ist ein wenig surreal. Nummer 1 will nicht mit mir sprechen, ist ihm zu uninteressant. Bellt seinen Untergebenen an, der sich meiner annimmt. Er sagt staendig: “Gluecklicherweise fuer Sie mein Herr … haben Sie noch 10 Tage Zeit” oder “… muessen Sie jetzt noch nicht verlaengern” oder so aehnlich. Immer und immer wieder. Meine Hinweise auf mein Fortbewegungsmittel sind fruchtlos, auch die Tatsache, dass ich eigentlich 30 Tage haette bekommen sollen. Dann spricht er auf deutsch, als ich ihn frage, wo ich die Verlaengerung erledigen kann. Teheran und Isfahan. Nach Teheran komme ich gerade so, aber dort ist das Buero wohl ganz uebel und keiner raet einem hinzugehen. Jeder raet einem eigentlich dort nicht hinzugehen. Isfahan wollte ich nach dem ganzen Visumsstress in Tehran machen. Auf deutsch kommt dann das: “Das Buchstabieren mancher Woerter ist eine schwere Aufgabe.” Wo zum Teufel hat er das gelernt? Ich nicke freundlich und frage, ob er mir die Bueros vor Teheran aufschreiben kann. Will er nicht. Als alles umsonst ist, ich bekomme die Verlaengerung sicher nicht und habe meinen Pass wieder in meiner Tasche bestehe ich darauf. Widerwillig schreibt er es auf Farsi auf, was mir nicht viel hilft, aber Naser uebersetzt es spaeter.

Naser und ich verbringen den Rest des Tages mit Reden und Rumlaufen. Es gibt u.a. einen superteuren und sehr guten Radladen, den alten Basar (erinnert mich an Istanbul) und die blaue Moschee.

Mit Aydin sehe ich spaeter noch das hier …

Spaeter treffen wir Naser wieder und trinken was (soll heissen Bananenmilch und Brombeersaft) und ich haue mich nach dem Abendessen hin. Ich habe keinen Hunger, bin rundum zufrieden. Aber die Nacht sollte ein wenig heftiger werden.

June 28, 2008   No Comments

Tag 95 (Iran): kurz vor Marand - Tabriz (bist Du Markus?)

daily distance: 86km
total distance: 6448km
riding time: 5h

Nach der Verabschiedung und einem einigermassen fruehen Loskommen wollte ich moeglichst vor der Mittagshitze in Tabris ankommen. Daraus wurde nichts.

Auf dem Weg nach Marand sah ich unter anderem das hier … nicht so erfreulich.

Ich kam nach Marand rein und wollte nachsehen, ob sich ein Couchsurfing Gastgeber aus Tabriz geantwortet hatte. Nichts zu machen, alles belegt, Familie schon da oder anderes. Aber als ich nach Marand reinkam, wurde es schon interessant. Ich wurde von einem Radfahrer eingeholt und wir sprachen ein wenig ueber dies und das. Internetcafes waren zu, aber ein Freund von ihm hatte eine gute Verbindung in einem Geschaeft. Hier wurde es zum ersten Mal richtig interessant als der Freund anfing ueber den Iran und das Leben zu sprechen. Details hierzu gibt es in der Zukunft, aber die Karikaturen, die er mir gezeigt hat, waren ziemlich eindeutig.

Aus Marand ging es den Berg hoch - 10km lang. Schon wieder so ein flacher Tag. Die letzten 40km nach Tabriz waren von Gegendwind und Hitze gekennzeichnet. Nicht lustig. Ich war fertig, als ich in Tabriz ankam. Auf dem Weg dorthin hatte sich die Polizei noch einen Spass gemacht indem sie “Wie geht’s? Wie geht’s?” ueber den Lautsprecher rief als sie an mir vorbeifuhren. In einem Eisladen fragte ich nach dem Weg und dann zog sich einer ein Radlershirt an und fuhr mich in die Stadt hinein. Einen Buchladen wollte ich finden und auch ein Hotel oder was in die Richtung. Also, ab ins Zentrum. Es war Freitag Mittag, die Stadt ziemlich leer. Wir kommen zu einigen Buchhaendlern auf der Strasse … hier wird es dann surreal.

 

 

Als wir ueber Hotels und Buecher sprechen (alles zu, Internetcafes auch) erwaehne ich was vom Schlafen bei jemandem. Dann meint einer: “Bist Du ein Couchsurfer? Heisst Du Markus?” Mein Kopf dreht sich rueber und A. grinst mich an und meint, dass er noch keine Zeit hatte zu antworten, aber dass ich bei ihm uebernachten solle. Kompletter Zufall. Ohne Bananeneis keine Fuehrung in die Stadt und ohne die auch kein Treffen mit A. Eine Stunde spaeter (und eine Einladung zu Eis von einem Fremden und zwei Bananenmilchshakes spaeter) ging es zu A nach hause. Die Unterhaltung war schon zu diesem Zeitpunkt aufschlussreich, um es vorsichtig zu sagen. Mehr auch dazu spaeter.

Ich wurde sehr freundlich aufgenommen. Es gab leckeres Essen und spaeter machten wir uns auf, Tabriz ein wenig zu erkunden. Es gab spaeter noch mehr Essen - u.a. auch iranische Pizza. Das beste war und ist jedoch die tolle Gastfreundschaft, die ich hier in Tabriz erfahre.

Vielen Dank an alle, die mir gesagt haben, dass es nicht nur im Iran zu Ausfaellen bei der Uebertragung kam. Habe wohl genau so viel verpasst wie alle anderen. Dafuer dann mit Kommentar auf Farsi.

June 27, 2008   No Comments

Tag 94 (Iran): Maku - kurz vor Marand

Tagesstrecke: 173km
Gesamtstrecke: 6362km
Fahrzeit: 8-9h

Heute wird es kurz - im Gegensatz zur Streckenlaenge und Fahrzeit. Ich verliess Maku und versuchte mich zu orientieren. Ein anderes Alphabet und unterschiedliche Transkribierungen auf meiner Karte und den Schildern machen das nicht so leicht. Uebersetzungen haben teils aber lustige Ergebnisse … es soll langsam fahren heissen.

Es war heiss und es dauerte seine Zeit, bis ich einen Platz zum Schlafen hatte. Die Orte am Weg waren nicht gerade einladend, die Hitze anstrengend. Eigentlich sollte es auch flach sein, aber 800 Hoehenmeter sind fuer mich alles andere als flach. So lange ich fuhr, ging es eigentlich. Wuestenhafte Strecken wechselten sich mit gruenen Taelern ab. Ab und an konnte man sich an Brunnen erfrischen, was ganz gut tut, wenn man wie im Iran lange Hosen anziehen muss oder zumindest sollte.

Gegen Ende des Tages versuchte ich einen Platz fuer mein Zelt zu finden. Ich wollte mich einfach nur noch ausruhen, aber fand nichts passendes. Ich erhielt zwei Mal ein Nein, was wohl aber mehr an meinen Verstaendigungsschwierigkeiten liegt. Ein anderes Mal wurde 20 Minuten ergebnislos palavert und ich machte mich davon. Kurz darauf rief mich ein aeltere Mann zu sich rueber und irgendwie klappte es dann … er lud mich in seinen Garten ein, brachte mir eine Schuessel Aprikosen und es ging eine Weile hin und her. War recht lustig …

Zum guten Schluss habe ich mal nachgerechnet, wieviel Fluessigkeit ich heute zu mir genommen habe und kam auf ueber 12 Liter. Das ist ein wenig viel und ich habe in der naechsten Zeit nicht mehr vor, so lange unterwegs zu sein.

Es gibt aber gute Neuigkeiten, was das Spendenaufkommen angeht. Nachdem es ja einige Verzoegerungen gab, was die Lieferung der Ersatzteile nach Ankara anging, hat sich DPD entschlossen, die Spendenaktion mit einem Betrag von EUR 500 zu unterstuetzen. Hierfuer herzlichen Dank!!!

June 26, 2008   No Comments

Tag 93 (Tuerkei/Iran): Dogubayazit - Maku (Fahrrad in der Bank)

Tagesstrecke: 59km
Gesamtstrecke: 6189km
Fahrzeit: 3-4h

Der Beginn war langsam … ich kam nicht vom Fleck, wusste aber, dass ich nur eine kurze Strecke zu bewaeltigen hatte. Ich wollte am Abend das Spiel zwischen Deutschland und der Tuerkei ansehen und daher plante ich einen Stopp in Maku ein, direkt hinter der Grenze.

Ich fuhr am Ararat entlang, der Wind staendig von vorne, als ob ich nicht nach Iran reisen sollte. Ich hatte aber beschlossen, dorthin zu kommen, also ging es weiter.

Als ich an der Grenze ankam wurde ich von Geldwechslern auf der tuerkischen Seite belagert. Auch direkt dann, als ich meinen Pass vorzeigen sollte. Es war ein wenig nervig. Es war auch der Zeitpunkt, an dem ich die lange Hose rausholte und wohl auch fuer eine Weile nicht mehr werde ausziehen koennen. Jedenfalls nicht in der Oeffentlichkeit.

Dann wurde es interessant. Ich war mehr oder minder schon im Iran. Das Tor war 5 m von mir weg, als mir ein Grenzbeamte mitteilte, dass ich eine Plakette fuer mein Rad brauche. Wie bitte? Ich bin durch die komplette Tuerkei gefahren und das war nie ein Problem. Jetzt schon? Ich verlasse die Tuerkei. Macht nichts. Die Plakette brauchst Du. Nein brauche ich nicht. Also, viel Palaver. Hin und her. Ich rufe den Vorgesetzten. Der winkt mich weiter. Endlich. Auf in den Iran.

Dann geht es durch das Tor und ich bin im Iran. Es gibt eine riesengrosse Tafel mit Khomeini und ich werde in den Kontrollpunkt reingebeten. Alles sehr professionell und hoeflich. Meine Daten werden in den Computer eingegeben und ich werde von einer Dame vom Touristenbuero weiter geleitet.

Mit einem dicken Grinsen rolle ich den Berg runter und fahre in den Iran hinein. Es sieht nicht besonders anders aus. Der Ararat dominiert immer noch den Horizont. Frauen tragen Schleier und man muss sich daran vielleicht erst gewoehnen. Und die Fahrweise ist genau so chaotisch wie in der Osttuerkei.

Dann fahre ich nach Bazargan hinein, den Grenzort auf der iranischen Seite. Ich will noch mal Geld wechseln. Also gehe ich in die erste Bank. Melli Bank Iran. Ich ahne nicht, was auf mich zukommt. Ich gehe rein. Keiner nimmt Notiz. Dann erwaehne ich was von Geldwechseln und werde angeschaut als ob ich ein Gespenst bin. Und dann geht alles ganz schnell. Einer wirft dem anderen einen Schluessel zu und es wird schnell gesprochen. Ich verstehe kein Wort. Dann wird mir bedeutet, dass das Rad in die Bank rein soll (bike in the bank, bike in the bank). Wie bitte? OK, das hier ist Melli 4. Wir wechseln kein Geld. Melli 1, 2 und 3 machen das. Melli 4 nicht. Also duesen wir zu einer Wechselstube und wechseln dort Geld. Vielen Dank Mustafa. Waehrend dessen bewacht ein iranischer Soldat mein Rad in der Bank.

Dann fahre ich nach Maku, was in einem Tal liegt. Nicht wirklich ein huebscher Ort, aber sie haben Fernsehen. Das Hotel ist billig und schaebig, aber das ist OK. Ich versuche ein wenig mehr den Iran und die neuen Dinge aufzusaugen. Neues Geld, neue Regeln, neue Braeuche und alles das, was in einem neuen Land auf einen zukommt. Die weibliche Bekleidung ist anders, aber man sieht, dass viele Frauen sich nicht an die Regeln halten wollen, tragen enge Jeans, Makeup und schieben den Schleier weiter nach hinten als eigentlich erforderlich.

Ich schaue mir das Fussballspiel mit drei anderen Auslaendern an. Die Schweizer - Albano darunter - sind wie immer neutral. Ich bin aber klar in der Minderheit, denn alle Iraner hier sind ethnische Tuerken und damit eindeutig fuer die Tuerkei. Aber es geht alles gut … die Stimmung ist leicht gedrueckt. Albano ist von Australien mit vielen Schlenkern auf dem Weg zurueck in die Schweiz und hat eine ausgezeichnete Webseite. Was ein wenig nervte war nur, dass der iranische Sender nicht das ganze Spiel zeigte, sondern vielfach Einblendungen brachte. Zu wenig Geld gezahlt? Keine Ahnung, aber mir wird gesagt, dass es auf der ganzen Welt wohl zu Schwierigkeiten kam. Stimmt wohl nicht, ist aber eine nette Ausrede.

June 25, 2008   No Comments

Tag 92 (Tuerkei): Gümüştepe - Dogubayazit

Tagesstrecke: 82km
Gesamtstrecke: 6130km
Fahrzeit: 5h

Ich wachte frueh auf, genoss die Zeit, in der ich Ruhe hatte und machtem ich nach einem Melonenfruehstueck auf den Weg. Ein Leser nannte es den gefaehrlichsten Teil der Tuerkei, er ist auf jeden Fall interessant.

 

Nach einem kurzen Stop in Caldiran ging der Anstieg weiter - am Anfang nur flach und dann immer steiler.

Es gibt hier auch viel Militaer, mehr entsprechende Fahrzeuge und eine ganze Reihe von Wachtuermen und einen Kontrollpunkt. An diesem quatschte mich ein Soldat, der an was baute auf englisch an und quetschte mich aus, obwohl der Kontrollpunkt erst danach kam und er offensichtlich zum Bauen eines Schutzwalls abkommandiert war. Am eigentlichen Kontrollpunkt wurde ich angeschnauzt, alles sollte schneller gehen und wo ich hin wolle. Iran. Nicht Azerbaijan? Nein. Nachdem noch ein wenig mehr rumgeschrien wurde, durfte ich gehen. Je hoeher ich hinauf kam, desto einsamer wurde es und die Doerfer wurden noch aermlicher.

Dies ist die Passhoehe, nichts im Vergleich zu Zentralasien, aber hoeher als jeder andere Pass bisher. Ich fuhr bald danach runter und dann begann eine Reihe von Dingen, ueber die ich nur den Kopf schuetteln kann.

Ich kam nach einem km zu einer Gruppe von Ziegenhuetern, musste anhalten, weil die Tiere die Strasse ueberqueren wollten. Kein Ding. Dann fragte mich der Aelteste nach einer Zigarette. Habe keine. Dann schreit mich ein Kind an, ich fahre weiter runter. Als ich mich umsehe fliegt mir der Hirtenstock hinterher. Keine Ahnung was los ist. Ich halte an und nehme in auf, getroffen hat er mich nicht. Drei der Hirtenjungen rennen auf mich zu, ich schmeisse nur den Stock weg und fahre weiter. Kann nur den Kopf schuetteln ueber das, was passiert ist. Eine Coverversion von Bob Marley spielt “One Love” - everything is going to be alright. Stimmt, wird schon werden. Dann taucht vor mir wie aus dem Nichts der Ararat auf und ich kann nur staunen.

Als ich das Bild mache werde ich von zwei Jungs im Alter von 8 Jahren bedraengt. Sie werfen Steine nachdem ich ihnen sage, dass ich keine Zigaretten habe. Eine alte Frau schaut einfach nur zu … unternimmt nichts. Ich verstehe das immer noch nicht, was ist hier los?

Ein paar km weiter - viele Kinder winken freundlich - werde ich von einem Jungen angespuckt als ich an ihm vorbeirolle. Das war’s dann. Ich kann mir das nicht erklaeren. Der sehr nette Hotelbesitzer meint, dass sie einfach sehr feindselig seien. Viele Kinder sind es nicht, aber die paar haben mir gereicht.

Das Schloss, das ueber Dogubayazit wacht ist ziemlich beeindruckend. 1001 Nacht Gefuehl kommt da schon rueber. Ich werde dorthin von einem Wagen voller Fussballfans mitgenommen. Wir kabbeln hin und her. Bilder vom Tag gibt’s in groesserer Zahl hier.

Wieder werde ich vor einem anderen Land gewarnt. Das gab es schon haeufiger - dieses Mal vor dem Iran. Komische Leute und schlechtes Essen und so weiter. Mal sehen - daran glauben mag ich ohnehin nicht. Ich bin vielmehr neugierig auf das, was vor mir liegt.

Am Abend esse ich mit einer Frau aus Kanada. Vielleicht sollte ich mehr von dem Zeug essen, dann werde ich nicht so duenn. Sieht lecker aus …

 

 

June 24, 2008   No Comments

Tag 91 (Tuerkei): Aydinlar - Gümüştepe

Tagesstrecke: 108km
Gesamtstrecke: 6028km
Fahrzeit: 6-7h

Es ging frueh um 6 Uhr raus, nach dem Packen und Fruehstueck machte ich mich auf den Weg.

Wind gab es immer noch - ab und an von hinten, aber zumeist von der Seite oder von vorne. Das war auch den Tag zumeist so. Den See hatte ich zu meiner Rechten und so fuhr ich bis nach Erçiş, wo ich einige Dinge hinsichtlich der Visas in Zentralasien klaeren wollte. Aber ein Stromausfall machte mir einen Strich durch die Rechnung. Wird morgen schon werden.

Nach Erçiş wurde das Spiel mit dem Wind ein wenig problematischer. Er kam mit grosser Kraft von ueberall her und man konnte sich auf nichts einstellen. Fuhr man ueber eine Kuppe war man sich nicht sicher, woher der Wind nun wehen wuerde.

Als ich am Abzweig nach Dogubayazit ankam, war ich ziemlich fertig. Ich wollte mich einfach nur irgendwohin hocken und nichts mehr tun. An ein Weiterfahren war erst mal nicht zu denken. Ich hielt an einer Tankstelle und fing kurz darauf an mich zu langweilen. Ich fuhr also doch weiter und siehe da, nach ein paar km ging es tatsaechlich ein wenig besser. Am Ende fuhr ich noch 30km am Abend, hielt zwischendrin in Muradiye. Der Plan war einfach: je mehr km und Hoehenmeter ich heute machen konnte, desto weniger musste ich morgen bei der Ueberquerung des Passes hinter und unter mich bringen.

Der Traktor war eine grosse Hilfe. Ich hing mich hintendran und konnte bis zu seinem Abzweigen vom Windschatten profitieren und war schneler als ich es ohne ihn geschafft haette.

Ich bin nun vollkommen im tuerkischen Hinterland, die iranische Grenze ist nur ein paar km oestlich von hier. Die Gegend wurde auch immer aermer. Ich stellte mein Zelt ausserhalb von Gümüştepe auf - nach Absprache mit einem Bauern.

Da ich einige Fragen dazu erhalten habe: das Spiel Tuerkei - Deutschland ist hier ueberall Thema. Wenn ich sage, dass ich aus Deutschland komme, werde ich auch sofort darauf angesprochen. Im Fernsehen, wenn ich den mal sehe, laeuft die Vorbereitung auf das Spiel rauf und runter. Ich sage mittlerweile als diplomatische Antwort auf das Ergebnis nur noch insha’Allah.

June 23, 2008   No Comments

Tag 89 (Tuerkei): am Van-See hinter Tatvan - Aydinlar (Schildkroeten-Invasion)

Tagesstrecke: 84km
Gesamtstrecke: 5920km
Fahrzeit: 4-5h

Ich schlief schlecht in der Nacht, war mir aber nicht sicher, woran es lag. Ich dachte, dass es ein Nager war, aber am Morgen stellte sich heraus, dass es was anderes war:

Die Schuldkroete hatte es sich neben meinem Zelt und dem Rad bequem gemacht. Was mich aufgeweckt hat, war wohl das Rumlaufen (rennen geht nicht wirklich) direkt neben meinem Kopf.

Kurz nach meinem Aufbruch trug ich diese Schildkroete ueber die Strasse - bin ein wenig ueberrascht ob der vielen Schildkroeten hier auf ueber 1700m.

Ich liess es ruhig angehen nach zwei haerteren Tagen und liess mir viel Zeit.

In Ahlat besuchte ich einen riesigen Seldschuken-Friedhof, der aber ohne die versprochenen Raben auf den Stelen auskam, aber immer noch sehr beeindruckend war.

In Ahlat aenderte sich das Wetter schlagartig. Es herrschte heftiger Wind und fuer einige Zeit war an ein Weiterfahren nicht zu denken. Dunkle Wolken und Regen hing in der Luft. Nach einiger Zeit ging es wieder, aber der Wind machte das Fahren ein wenig schwierig, kam von links und dann auch mal von hinten (immer willkommen). Wie auch in den vergangenen Tagen sah ich viele Buse aus dem Iran, fuer die eine eigene Infrastruktur an Busstops eingerichtet worden ist - scheint es jedenfalls. Ich kann die Zeichen zwar nicht lesen, aber eine Reihe von Gasthoefen scheinen sich auf iranische Gaeste zu spezialisieren.

Gegen Ende des Tages kam der Wind erst von hinten und dann voll von vorne. An Zelten war nicht mehr zu denken, als ich ueber einen kleinen Huegel fuhr. Die Gegend war traumhaft, aber das Fahren nicht mehr ganz so sehr. Ich wollte ein wenig an einer Tankstelle warten, aber es aenderte sich rein gar nichts. Also bot mir der Besitzer an, innen zu uebernachten, was ich dankbar annahm. Doof war nur, dass ich mitten in der Nacht von ihm und zwei anderen Maennern aufgeweckt wurde, die im gleichen Zimmer (es gab noch drei andere) laut redend Tee tranken. Ich machte wohl einen leicht erbosten Eindruck (war nicht so gemeint) und konnte dann irgendwann wieder einschlafen.

June 22, 2008   No Comments

Tag 88 (Tuerkei): Kozluk - am Van-See hinter Tatvan

Tagesstrecke: 118km
Gesamtstrecke: 5836km
Fahrzeit: 8-9h

Es war ein kleiner Kampf heute … ich wachte ein wenig spaeter auf als gestern. Ich wollte bis Tatvan oder Bitlis … darueber war ich mir nicht klar, je nachdem wie es laufen wuerde. Ich wollte nur von der Hitze hier unten weg und hoch zum Van-See. Die ersten km waren uebel. Staendig auf und ab und sehr starker Gegendwind.

Dann erst begann der richtige Anstieg hoch zum See, mehr als 900 Hoehenmeter - reiner Unterschied. Es ging eigentlich 50km nur den Berg hoch. Ich schwitzte ziemlich stark, versuchte den Fluessigkeitsverlust auszugleichen und trank insgesamt mehr als 8 Liter ueber den Tag verteilt.

Halb oben machte ich eine von vielen Pausen und wurde - auch mal wieder - von einem Jungen angestarrt. Der steht 5m von einem weg und starrt einfach. Ich wollte, dass er weg geht. Versuchte ihm das klar zu machen. Keine Reaktion. Es nervte ein wenig. Ich wollte meine Ruhe - und nicht angestarrt werden. Ich wurde ein wenig lauter und irgendwann trottete er weg, nur um 10 Minuten spaeter wieder mit einem Zettel in der Hand zu kommen auf dem Stand: “Ich bin von der Polizei.” Und dass er Geld haben wolle. Ich musste lachen, auch wenn die Situation nicht zum lachen war. Die Gegend hier ist bedeutend aermer als die anderen, durch die ich gefahren bin - und das war nur eines der vielen Zeichen davon.

Als ich dann schlussendlich Bitlis erreichte, war ich am Ende. Dachte ich. Ich schaute auf die Karte, ass wieder was und es ging weiter. Bis zum See war es nicht mehr weit und nach dem letzten Anstieg und nachdem ich die Schildkroete hier ueber die Strasse rueber getragen hatte flachte es auch ab.

Es war klasse - es war mal wieder flach. Das alles mit Rueckenwind, so dass ich locker 28km/h fahren konnte. Grosses Grinsenauf meinem Gesicht. Bis Tatvan ging es rasend schnell. Dort entschied ich mich dann fuer die Nordseite des Sees - es war einfach viel weniger Verkehr unterwegs in diese Richtung. 15 Minuten an der Kreuzung waren ziemlich eindeutig.

Ich wollte am See zelten, aber das Militaer hatte den Platz in Beschlag genommen. Nach 7km fand ich dann was, erst grosses Palaver von Leuten, die darueber auch nicht wirklich zu bestimmen hatten (glaube ich jedenfalls), aber dann ging es doch.

Ich ass mit vier Maennern zu Abend, die aus Erzurum kamen, 3 Lehrer und ein Anwalt. War witzig - Gespraechsstoff war, wie nicht anders zu erwarten, das Spiel Tuerkei - Deutschland am Mittowch. Ob ich dann noch hier sein werde, weiss ich nicht … der Iran ruft.

June 21, 2008   No Comments