Mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Gelben Meer
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Category — Türkei

Tag 71 (Tuerkei): Ankara

Nachdem die Sachen nun wieder unterwegs sind und es wohl bis Ende der Woche dauern wird, wollte ich mich um mein Visum fuer Aserbaidschan kuemmern. Wir riefen am Morgen an, bekommen die Auskunft um 14.00 Uhr an der Botschaft zu sein - die war dann 20km ausserhalb des Zentrums in einem neuen Botschaftskomplex, der krampfhaft versuchte in irgendeiner Art authentisch zu wirken und es doch nicht schaffte.

Die Botschaft war nachmittgs geschlossen, wie sich herausstellte. Wir fragten, warum wir die Auskunft bekommen hatten, dass sie offen sei. Der Pfoertner bemuehte sich, aber die Konsularleute meinten wohl zu ihm, wir sollten anrufen. Taten wird. “Rufen Sie morgen zurueck, heute Nachmittag geben wir keine Auskuenfte.” Haluk war ziemlich genervt von den Leuten. Ich versuche es wenig spaeter auf englisch und deutsch. Nachdem mehrmals aufgelegt wurde, komme ich irgendwann weiter. Der Mensch versteht ziemlich gut englisch und spricht es auch ganz gut. Dann geht die Reise nach Absurdistan los. Er weigert sich nach kurzem Dialog englisch zu sprechen: “Nur auf tuerkisch.” “Aber Sie verstehen mich?” “Klar, kein Problem.” “Kann ich Sie dann wenigstens was fragen - ich will nur Informationen.” “Nur auf Tuerkisch.” “Sie machen Witze?” “Nein, Sie koennen fragen, aber nur auf tuerkisch.” Es war ein wenig frustrierend. Ich gab auf. In Kars gibt es noch ein Konsulat, in Tiflis eine Botschaft. Dort wird es schon klappen.

Hier ist noch ein Foto der durchgeschnittenen Felge. Das kleine Stueck wird ein Andenken.

June 4, 2008   No Comments

Tag 69 und Tag 70 (Tuerkei): Ankara (DPD koennte zuverlaessiger sein)

Ich lasse die km-Angaben hier oben weg. Es nervt ein wenig, sie nicht nach oben klettern zu sehen. Tag 69 war recht ruhig. Ich wartete auf mein Paket und war guter Hoffnung, dass es ankommen wuerde. Wenn nicht heute, dann halt morgen.

Tag 70: heute sollte es also so weit sein, das Paket sollte ankommen. Dachte ich jedenfalls. Dies ist die Beschreibung eines Alptraums - im Verhaeltnis zu anderen Dingen, die derzeit passieren, ist es natuerlich gaenzlich unbedeutend, aber man will sich ja immer ein bisschen wichtig vorkommen. Ich surfe im Netz und bekomme eine Nachricht von Dieter von Speedzone. Ich hatte ihm eine mail geschrieben und ihm gesagt, dass die Trackingnummer keine Rueckmeldung liefert. Er wollte sich darum kuemmern.

Hier die Antwort von Dieter: Paket ist wieder hierher zurueckgeliefert worden, ohne Kommentar. Lieferung in die Tuerkei angeblich nicht moeglich. Das Ganze, nachdem Dieter sich die Finger wund telefoniert hat, damit das moeglichst schnell geht. Ich kann mir nur die Situation im Geschaeft vorstellen. Lieferwagen faehrt vor, Tuer geht auf, das Paket steht wieder vor Dir - ziemlich unfassbar. Aber die beiden kuemmern sich um die Versendung noch am gleichen Tag.

Was war passiert? Ich rief DPD an, um herauszufinden, wo das Problem war. Sie kannten die Paketnummer nicht mal. Das Paket hat Deutschland nie verlassen, so viel konnten sie mir sagen. Super. Klasse Uebersicht. So ungefaehr ein Fall, der die Firma fuer einen Preis der Negativkategoria auszeichnet fuer meinen Geschmack. Ich spreche mit einem sehr netten Menschen in der Niederlassung in Freiburg, der sich des Falles annimmt. Dieter setzt sich ebenfalls mit ihm in Verbindung. Hier ist wohl die Problematik. DPD verwendet unabhaengige Annahmestellen, die jedoch von DPD als Privatpersonen gefuehrt werden. Diese duerfen Pakete fuer die Tuerkei nicht annehmen. Wie und warum ist mir schleierhaft. Und wie der tuerkische Partner das weiss, kann ich mir auch nicht erklaeren, da das Paket direkt an DPD geht und somit DPD der Vertragspartner fuer den tuerkischen Spediteur ist. Und wenn das schon so ist, warum teilt die Software das den Annahmestellen nicht mit im Sinne von: grosses rotes Ausrufezeichen - DU darfst das nicht! Oder so aehnlich. Und warum schien das einen Tag vorher kein Problem zu sein, als Dieter auch DPD angefragt hat, ob das moeglich sei?

Waehrend Speedzone an einer Alternative arbeiten, gehe ich mit Haluk in Ankara auf die Suche. Vielleicht finden wir doch noch was. Delta Bisiklet ist ein wirklich guter Laden - hat nur leider nicht die passende Felge fuer mich. Wir nehmen mein kaputtes Rad auseinander, saegen die beschaedigte Stelle raus - werde das auf meinen Schreibtisch stellen und quatschen eine Weile. Sehr kompetente Leute, wirklich gutes Team. Man merkt auch mal wieder, wie verwoehnt wir in Mitteleuropa sind. Ausser Cann (ihm gehoert der Laden, 2. von rechts) ist auch noch ein anderer Biker da. Ich dachte, er arbeitet dort. Tut er nicht, ist aber laut eigener Aussage einer der besten Downhill-Fahrer der Tuerkei. Er meint, ob er die Speichen und das Felgenband meiner Felge haben koenne. Klar, kein Problem. Das haengt nun an seinem Rad und zwei Speichen sind auch genau die richtige Laenge. Er meint, dass sie halt haeufiger Dinge wieder verwenden. Beim Felgendband war das fuer mich sehr ueberraschen, zeigt aber glaube ich mehr unseren Luxus als alles andere (ich habe schon gerne ein neues, ich gebe es zu). Seinen naechsten Sieg will er mir widmen, meint er noch, bevor wir uns verabschieden.

Als ich wieder hier bin, spreche ich noch mal mit Dieter. DPD wollte das Paket nicht wieder annehmen, nach langem Hin und Her ging das dann doch noch. Es soll bald hier sein. Insha’Allah, wie der Moslem sagt. Wer Wetten abgeben will, kann das gerne tun. Ich nehme sie an. Einfach eine email schreiben. Vielen Dank an Dieter und Dirk fuer die Rumtelefoniererei und -rennerei!! Daumen druecken, dass das Paket bald ankommt.

Am Abend ging ich noch mal kurz raus und sah das hier …

Zumindest mich hat das verwundert (das duerfte nur den Suedbadenern viel sagen), aber Lena sollte sich jetzt wenigstens freuen - kleine Pause vom Lernmarathon.

June 3, 2008   No Comments

Tag 67 und Tag 68 (Tuerkei): Ankara

Tagesstrecken: 0km
Gesamtstrecke: immer noch 5005km
Fahrzeit: 0h

Die letzten beiden Tage hatten einen recht traegen Charakter. Es war aehnlich wie in den Tagen zuvor und das ist wohl auch gut so. Das Hinterrad ist auf dem Weg und mehr als Warten kann ich ohnehin nicht.

Am Wochenende ging es irgendwie hauptsaechlich um Essen. Zuerst gab es am Samstag ein Koefte-Essen bei Haluk’s Bruder. Der spielt mit Haluk in einer Band in einem ziemlich noblen Hotel in Antalya und kommen dabei tagsueber in den Genuss des dortigen Luxus. Auch seine Schwester und Familie waren da. Haluk hatte das schon mal angekuendigt. Er ist grosser Koefte-Fan und meinte, seine seien gut. Sind sie auch … sogar sehr gut.

So werden Koefte gemacht …

Das Ergebnis wird von tuerkischen Filtern geblockt …

(nicht wirklich, habe vergessen davon ein Foto zu machen)

Am Sonntag war ich mit Kochen dran. Haluk meinte, ob ich nicht mal kochen wollte. Ich schlug ein pseudo-chinesisches am westlichen Gaumen orientiertes Essen vor, Haluk riss vor Schreck im Scherz die Augen auf und fragte, ob es gefaehrlich sei. Ingwer war nicht ganz einfach hier zu finden, aber wir wurden schliesslich fuendig … getrockneter Ingwer. Nicht ganz ideal, aber es rundete das Ganze geschmacklich gut ab.

June 1, 2008   No Comments

Tag 66 (Tuerkei): Ankara

Tagesstrecke: 0km
Gesamtstrecke: immer noch 5005km
Fahrzeit: 0h

In Anbetracht der Tatsache, dass der Tat wieder langsam begonnen hat … da ich gerade von langsam spreche, einfach mal genauer auf das Bild schauen oder fuer eine groessere Version draufklicken.

Langsamer Start wie gesagt. Weil nicht viel los war ist dies eine gute Gelegenheit ein paar Dankeschoen fuer Kommentare, Nachrichten und anderes Feedback loszuwerden. Der Blog hat mittlerweile eine ahnsehnlich Schar von Lesern und jegliche Nachrichen (per email, der Kommentarfunktion oder auf jeglichem anderen Wegen) sind immer sehr willkommen. Ein Leser fuehrt sich die die neuen Eintraege in seinen Arbeitspausen beim Pool in Spanien zu Gemuete, andere lesen sie waehrend sie beim Arzt warten, andere wollen am Abend die ganzen Sachen nicht lesen, finden aber die Bilder hier und auf der flickr Seite schoen. Wieder andere waren von den vielen Nachrichten am Anfang frustriert, warten jetzt aber ungeduldig auf Neuigkeiten. Andere (z.B. der und die) sind selbst auf Tour und machen manchmal ganz aehnliche Erfahrungen. Danke fuer das ganze Feedback - Fragen und Kommentare sind wie gesagt immer willkommen.

Es gibt zwei Menschen, die mir eine besondere und gleichzeitig herausfordernde Nachricht geschrieben haben. Der Hochzeitstag von M & M naehert sich und anstatt am Abend in ein teures Restaurant zu gehen, wollen die beiden jeden an diesem Tag gefahrenen km mit einem Euro zu Gunsten der Spendenaktion sponsern. Vielen Dank fuer diese sehr schoene Idee, werde mich anstrengen.

Wir fuhren den Tag ueber bei verschiedenen Verwandten vorbei, um Hochzeits-DVDs vorbei zu bringen. Ausserdem kamen wir am Brotland vorbei (siehe Bild) und beendeten den Tag mit Schoko-Bananenkuchen.

May 30, 2008   No Comments

Tag 65 (Tuerkei): Ankara

Tagesstrecke: 0km
Gesamtstrecke: immer noch das Gleiche (5005km)
Fahrzeit: 0h

Nochmal ein spaeter Start in den Tag. Ich schlafe einfach relativ viel derzeit. Wie heute … ich habe erst mal 9 Stunden in der Nacht geschlafen und am Nachmittag noch mal 4 Stunden. Ich schlafe normalerweise nie nachmittags. Aber mein Koeper scheint mir gerade irgendwas mitzuteilen und das bekommt er nun einfach auch.

Bevor es mich am Nachmittag langgelegt hat, wollte ich an der US-Botschaft mehr Informationen fuer mein Visum einholen. Es ging vor allem um Zeitfragen, die dann meine Visumsantraege fuer zentralasiatische Laender betreffen. Wird schon irgendwie hinhauen. Bis ich allerdings mit jemandem sprechen konnte, dauerte es ein wenig. Haluk fuhr mich zur Botschaft, ich hatte mich so gut wie moeglich vorbereitet. Eigentlich gibt es nur telefonisch vorher abgemachte Termine, aber es gibt irgendwie auch immer Ausnahmen zu irgendwelchen Regeln. Erstes Tor, ich werde zurueckgewiesen. Internet oder Telefon, sonst gebe es keine Moeglichkeit. Ueberhaupt keine. Also, naechste Strategie: “Kann ich mit dem Vorgesetzten sprechen?” Zum naechsten Tor. Dort treffe ich auf den Chef der tuerkischen Sicherheitsmannschaft namens Murat. Ich erklaere, warum ich aus dem Rahmen falle. Fange mit der Fahrradtour an - “Du bist verrueckt! Ich war selbst frueher Radfahrer, aber das ist ja Wahnsinn!” Er erwaehnt, dass ich keinen Konsularbeamten sprechen kann. Die Regeln haetten sich geaendert, es gebe keine Ausnahme. Ich versuche es mit dem Juristenargument: “Keine Regel ohne Ausnahme, etc., pp.” Er klemmt sich ans Telefon und meint, dass er es versuchen will. Wenn die Person nein sage, dann koenne er nichts machen. Aber ich merke, dass er sich fuer mich auf tuerkisch stark macht. So weit reicht das bisschen tuerkisch, das ich aufgeschnappt habe, bei mir dann noch und die Fahrradverbindung scheint zu wirken. Er meint dann, ich solle zurueck zum ersten Tor, man werde mich vorlassen.

Ich bekomme die Antworten, die ich brauche. Es sollte eigentlich klappen. Es gibt Notfalltermine in den Botschaften, die fuer mich eine Option seien. Auch die Erteilung sei in jedem Land moeglich, wenn die Dokumente alle da sind. Ausserdem koenne es schnell gehen und ich muesse nicht unbedingt meinen Reisepass vor Ort belassen (was auch schlecht geht in ehemals sowjetisch regierten Laendern, den Pass nicht vorzeigen zu koennen verursacht nur Schwierigkeiten).

Haluk musste noch einige Besorgungen machen und ich merke, dass ich von Penirbasi nach Ankara eine Art Zeitreise gemacht habe. Spaetestens als ich einen der unzaehligen Konsumtempel in und um Ankara betrete, die sich nicht von denen in den USA oder Westeuropa unterscheiden.

May 29, 2008   No Comments

Tag 64 (Tuerkei): Ankara

Tagesstrecke: 0km
Gesamtstrecke: 5005km
Fahrzeit: 0h

Ich schlief. Schlief wie ein Stein. Ich brauche den Schlaf auch. Ich merke das immer mehr. Es scheint, dass sich eine Welle von aufgestauter Muedigkeit gerade ueberm ich ergiesst. Ich denke, dass ich vielleicht auch deswegen wenig Pausen mache, weil ich am 2. Tag dann immer sehr muede werde. Das ist insgesamt kontraproduktiv und daher sollte ich haeufiger Pausen machen. Werde ich in Zukunft auch.

Die Felge ist unterwegs und sollte Ende dieser oder Anfang naechster Woche hier eintreffen. In der Zwischenzeit zeigte mir Haluk die Atatuerk Gedenkstaette. Witzig Orte, diese Mausoleen/Museen.

Wie fast ueberall gibt es auch Sarkophage … dieser hier ist leer. Der Leichnam ist 20m tiefer untergebracht. Ausserdem gibt es viel Sicherheitsleute. Ich kann mit nationaler Symbolik dieser Art nur wenig anfangen  und finde sie in vielerlei Hinsicht in der Tag komisch. Ich will niemandem auf die Fuesse treten, aber oftmals frage ich mich, ob und warum wir diese Art von Orten zum Aufbau oder Erhalt eines irgendwie gearteten Nationalgefuehls zu brauchen scheinen. Ich kann dem wie gesagt nicht viel abgewinnen und diese Einstellung hat sich durch diese Reise wenn ueberhaupt nur noch gesteigert. Bedenkt man, dass das gesamte Projekt - Grenzenlos Radeln - ein Ausdruck dieser Einstellung ist, dann ist das vielleicht verstaendlich.

Aber genug dieser nachdenklichen Worte … hier bin ich nun vor dem Sarg von Atatuerk.

Der Rest des Tages war dann eher ruhig. Wir gingen zurueck und ich schaute mir das Rad noch einmal genauer an. Ausserdem habe ich damit begonnen, die administativen Huerden fuer meine Arbeitsvisum in den USA anzugehen. Das wird ein ziemlicher Aufwand werden und daher will ich mal so langsam damit anfangen. Im Idealfall brauche ich dafuer nicht nach Deutschland fliegen, sondern kann das unterwegs erledigen. Sollte eigentlich machbar sein. Positiv denken! Daumen druecken!

May 28, 2008   No Comments

Tag 63 (Tuerkei): Kayseri - Ankara (per Bus)

Tagesstrecke: 9km
Gesamtstrecke: 5005km
Fahrzeit: less than 1h

Murat und ich fruehstueckten und verabschiedeten und dieses Mal persoenlich anstatt Notizen auszutauschen. Ich rollte die paar km bis zum Busterminal, stellte mein Fahrrad am Eingang ab, wurde von einem Sicherheitsmenschen erst boese angeschaut, dann aufgefordert den Fahrradstaender zu benutzen, bekam dann ein OK, als ich meinte ich wolle nur ein Ticket kaufen. Ich stieg kurz darauf in den Bus und nach vielen Bergen, einer Pause und fuenf Stunden war ich in Ankara.

Haluk begruesste mich in seiner froehlichen Art und wir quetschten alles in seinen quietschgelben Corsa und fuhren in das Apartment von Guler und Haluk. Es war gut zu wissen, dass ich hier so lange bleiben kann, bis die neue Felge eingetroffen ist. Vielen Dank!!!!

Heute gibt es kein einziges Bild, ist wohl der allererste Tag. Bald gibt es wieder welche, versprochen.

May 27, 2008   No Comments

Tag 62 (Turkey): Kayseri - Pinarbasi (”Du faehrst nach Ankara”)

Tagesstrecke: 110km
Gesamtstrecke: 4996km
Fahrzeit: 6-7h

Schon wieder eine schlechte Nacht … das Essen von gestern hat voll reingeschlagen. Zu viel Fett, was ich nicht realisiert hatte und zu scharf. Das war fuer den Tag kein gutes Zeichen und zudem hatte ich auch noch wegen der halb wachen Nacht verschlafen und konnte mich so nicht von Murat verabschieden. So ging ich alleine aus seiner Wohnung (”zieh einfach die Tuer hinter Dir zu, vergiss halt nichts”), vergass auch nichts und machte mich auf den Weg. Nahrung: Bananen (lecker), Wasser und Cola. Lange Stadtverkehr und dann erst mal ca. 12-14km den Berg hoch. Meistens rollte das Terrain bergauf. Das Wetter war grau, die Landschaft ebenso. So schien es mir zumindestens.

Vielleicht kann ich hier mal auf eine Frage antworten, die mir von einigen gestellt worden ist. Es ging darum, was ich mir den Tag ueber fuer Gedanken mache, was mir durch den Kopf geht - auch in solchen Situationen. Es ist manchmal ein wenig seltsam. Es gibt viele Dinge, welche die Stimmung beeinflussen, koerperliche Verfassung, das Wetter, Verkehr, usw. Heute wurde ich einfach nur stoisch. Eine Pedalumdrehung nach der anderen. Man nimmt, was man kriegt. Es geht halt den Berg hoch, also fahre ich hoch, mache mir nicht viele Gedanken. Negativ daran ist, dass man die Umgebung nicht mehr so umfassend wahrnimmt, sondern sie hinter einem gewissen Schleier verschwindet. Scheuklappenradfahren ist vielleicht eine treffende Beschreibung. Bei allem positiven, was ich bisher geschrieben habe sollte man nicht vergessen, dass es auch Momente gibt, wo man die Kamera nicht rausholt und die Pixel fuellt oder einige Zeilen dazu schreibt. Das ist vielleicht in den letzten Tagen nicht selten so gewesen. Daher kommt die auferlegte Pause (dazu gleich mehr) auch ganz gelegen. Patrick meinte ja, dass schon Hesse sagte, dass man ab und an mal stehen bleiben solle, damit der Geist den Koerper wieder einholen kann.

Ich war kurz vor Pinarbasi, konnte den Ort schon sehen, als ich merkte, dass was am Hinterrad nicht stimmte. Ich fummelte an der Bremse rum, es schien wieder in Ordnung zu sein. Die Strasse uneben merkte ich nichts, bis das klackern am Hinterrad auch auf ebener Strecke wieder zu spueren war. Ich schaute genauer hin, konnte nichts sehen. Ich nahme die Taschen ab und dann das …

Kurzer Seufzer … die Felge war gerissen. Sieht man wohl recht gut auf dem Bild. Ein Weiterfahren war so nicht mehr moeglich. Die Bremse waere schnell weg gewesen. Ich akzeptierte die Situation recht schnell, rollte den Huegel runter, den naechsten hoch und nahm mein Handy raus und rief bei Speedzone an, um rauszubekommen, ob sie fuer mich ein neues Rad bauen koennten. In Ankara oder Istanbul herumzurennen hatte ich keine Lust und als ich in Istanbul war, hatte ich nichts gesehen, was ich wirklich wollte. Dirk meinte dann, dass es in zwei Tagen unterwegs sei. Ein ganz grosses Dankeschoen … zur Zeit ist mit Sicherheit viel los und zudem noch die Verletzung nach dem Sturz von Dirk … in der Situation ist das nicht selbstverstaendlich. Woran es liegt kann ich nicht sagen. Vermute Materialfehler. Gewicht ist OK, Reifendruck auch, daran kann es also nicht liegen.

3km spaeter war ich in Pinarbasi, rief Murat an, fragte, ob ich bei ihm uebernachten koenne. Ich nahm dann den naechsten Bus nach Kayseri zurueck und bastelte dann an dem Plan, den ich umsetzen wollte. Es wuerde mehrere Tage dauern und Kayseri ist keine besonders attraktive Stadt. Um die Felge schnell in die Hand zu bekommen, wollte ich nach Ankara und Gokces Eltern anrufen.

Im Bus sah die Welt schon wieder anders aus. Die Sonne schien, die Strahlen liessen die Gegend, die am Tag noch so grau ausgesehen hatte, glaenzend und hell erscheinen. Die Wolken um den Erciyes waren verschwunden, die Sicht toll.

Bei Murat angekommen werde ich von vielen Nachbarn belagert. In meiner Situation wollte ich einfach nur in Ruhe gelassen werden. Das dauerte eine halbe Stunde. Dann kam irgendwann Murat nach hause und der Plan nach Ankara zu fahren wurde in die Tat umgesetzt. Am Morgen sollte es losgehen, Haluk wuerde mich am Bahnhof abholen. Danke an Murat fuer die schnelle Hilfe und Bereitschaft mich noch einmal einen Tag unterzubringen. Das Gleiche gilt natuerlich fuer Haluk und Guler in Ankara.

Ausserdem sollte ich wohl noch mal nach Altinekin zurueck und ihm sagen, dass ich nach Ankara gekommen bin - trotz meiner Weigerung damals.

May 26, 2008   No Comments

Tag 61 (Türkei): Göreme - Kayseri

Tagesstrecke: 85km
Gesamtstrecke: 4886km
Fahrzeit: 3-4h

Eigentlich sollten es 90km bis nach Kayseri sein, aber es waren nur 70km, nicht schlecht. Ein kurzer Tag. Es ging ueber Huegel und ueber eine breite autobahnartige Strasse mit wenig Verkehr nach Kayseri. Es passiert daher auch nichts waehrend der Fahrt. Ich versuche daher immer schnell von diesen Strassen wegzukommen, aber eine Alternative schien es nicht wirklich zu geben.

Kayseri ist gross und sehr, sehr langgezogen. Mein Reisefuehrer sagt, es leben 600,000 Menschen dort, das Schild am Eingang (schon ein wenig mitgenommen) 800,000. Es sind ueber eine Million. Ich war viel frueher dort als ich geplant hatte und Murag, meinem couchsurfing Gastgeber gesagt hatte.

Daher ging ich ins Zentrum, um ein paar Dinge zu erledigen. Kayseri wurde mir immer wieder als die letzte Stadt beschrieben, in der ich das, was ich brauche, bekommen koennte. Ich brauchte ein Ladegeraet fuer meine Spiegelreflex. Das alte war nicht mehr in Ordnung und jedenfalls fuer mich nicht reparabel. Es war einen Versuch wert.

Im Geschaeft #1 sprach man franzoesisch, zeigte mir stolz ein Nikon Ladegeraet und meinte, es gebe sonst kein Geschaeft in der Stadt. Sicher? Klar, wir sind die einzigen. Ich brauche aber ein Canon Ladegeraet. Musst Du nach Istanbul! Nee, das mache ich nicht, danke!

Gegenueber, hinter der Bushaltestelle gibt es den naechsten Laden. Die sprechen super englisch, sind sehr freundlich und haben eine Ersatzbatterie. Die brauche ich erst mal nicht, sondern ein Ladegeraet. Koennten Sie morgen besorgen, aber keines von Canon. Kommt vielleicht als Ersatz in Frage, mal sehen. Sie meinen, es gebe aber einen Haufen Geschaefte hinter dem Hilton. Also, nichts wie hin. Ich tingele von Geschaeft zu Geschaeft, werde manchmal ziemlich rau abgewiesen, habe keine Lust mehr. Der letzte Laden, voll mit CD-Spielern, ich will nicht wirklich rein. Ich frage, die Frau kramt in einem Haufen rum und zieht einen Canon-Ladegeraet hervor. Original!!!! Super!!! Ich bin gerettet. Der Tag ist gerettet. Ich kann meine Batterien wieder aufladen und Bilder machen.

Ich rufe Murat an und treffe mich mit ihm am Busbahnhof (wieder 8km zurueck). Ich hatte mir kurz ueberlegt weiterzufahren, weil es erst 14.00 Uhr war. Ich entschied mich dann dagegen. Wir packten die Sachen in Murats Auto, ich mit dem Rad hinterher und verbringen einen ruhigen Nachmittag bei ihm zu hause. Er ist Software-Entwickler in einer Metallfabrik, ruft gleich ein paar Leute an, um rauszubekommen, wo man Alu schweissen lassen kann und nennt mir fuer morgen ein paar Adressen.

Am Abend treffen wir Freunde von Murat, es wird gekocht und es sind auch zwei Tuerken da, die mit dem Motorrad von Holland nach Kayseri gefahren sind. Sie sprechen ausgezeichnet deutsch, es wird ein schoener Abend. Auf dem Weg dorthin gibt es mal wieder das zu sehen - das Maedchen hatte gerade vorher noch in die Kamera gesehen.

May 25, 2008   No Comments

Tag 60 (Türkei): wandern in der Gegend von Göreme II

Tagesstrecke: 0km
Gesamtstrecke: 4801km
Fahrzeit: 0h

Ich ging heute wandern und es war einfach super. Die Aussichten waren herrlich und die Landschaft atemberaubend.

Ich traf einen Russen, der krebsrot von der Sonne war und kein Wasser mehr hatte. Mit letzterem konnte ich ihm noch helfen. Ich traf außerdem noch ein britisches Paar, mit dem ich dann den Weg nach Göreme zurücklief. Nette Begegnung.

Den Rest des Tages tat ich so gut wie nichts. Ich gab meinem Körper die Ruhe, die er braucht. Am Abend traf ich noch auf Jeannie & Wei Ting aus Indonesien und Singapur, die genauso wie ich auf der Suche nach etwas zu essen waren. Wir fanden schließlich was …

May 24, 2008   No Comments