Mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Gelben Meer
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Tag 55 (Türkei): Kapakli - Topraklik

Tagesstrecke: 132km
Gesamtstrecke: 4557km
Fahrzeit: 6h

Sonne am Morgen hat was Gutes … das Wetter hat die letzten Tage ganz gut gehalten. Nachts wird es kalt (ca. 5C), aber mit dem Schlafsack ist es kein Problem. Tagsueber wurde es heute richtig warm, angenehm.

Heute war Rueckenwind, daher die lange Distanz. Ich konnte auch endlich von der relativ viel befahrenen Strasse abbiegen und kam in ruhigeres Gefilde, nachdem ich in Richtung Sarayonu abbog. Kaum Verkehr, leicht welliges Terrain, Wind von hinten. Ich fahre kurzaermelig, es ist dafuer mittlerweile warm genug.

Nach Sarayonu noch weniger Verkehr. In den Doerfern, in denen ich anhalte das uebliche Theater. Ich komme an, Kinder probieren ihre zwei Saetze englisch aus, warten die Antwort nicht ab, lachen. Dann schauen sie sich das Rad an, begrabschen so ziemlich alles, werden von den aelteren davon gejagt und radeln mir hinterher und wollen ein Rennen. Irgendwann haben sie genug und sie sind wieder weg.

Weiter nach Altinekin, das war jedenfalls der Plan. Die Jandarma (nicht die Polizei, sind zwei unterschiedliche Organisationen) haelt mich auf. Ich hatte einen Wagen neben mir gesehen, kurz nach einer Kreuzung werde ich gestoppt. Keine Ahnung, warum. Zwei Junge steigen aus, nehmen Gewehre auf die Schulter und stehen stramm. Als ich ankomme, steigt aus der Beifahrertuer der Vorgesetzte aus. Sie verhalten sich noch steifer. Ich muss schmunzeln. Sie nicht.

“Wohin soll es gehen?”
“China.” (klar, wohin auch sonst)
Schaut mich etwas verdutzt an.
“Wohin faehrst Du jetzt?”
“Altinekin.”
“Nein, da faehrst Du nicht hin.”
“Doch.”
“Du faehrst nach Ankara!”
“Nein, ich will nicht nach Ankara. Ich finde es hier ganz nett.” (vorlauter Markus, halt’s Maul)
“Du bist auf der falschen Strasse, um nach Ankara zu kommen.”
“Ich will nicht nach Ankara. Ich will nach Aksaray. Ich zeige es Dir auf der Karte.” Ich hole die Karte und zeige ihm, wo ich hin will. “Gibt es ein Problem?”
“Aber warum nicht nach Ankara?”
“Weil ich nicht will.”
“OK.”

Eine etwas surreale Unterhaltung. Ich frage, warum ich angehalten wurde und auf einmal versteht er kein englisch mehr. Ich frage erneut und er meint, dass ich mich vielleicht verfahren haette. Aha … die grossen Schilder konnte man an der Kreuzung nicht wirklich uebersehen. Ich will nicht auf Konfrontation auseinander gehen und frage nach einem Foto. Hier ist das Resultat.

In Altinekin werde ich von Leuten umringt, trinke mal wieder Tee und bekomme von einem Geographielehrer den Weg auf einem Papier aufgezeichnet. Klappt gut. Ausserdem organisiert er so ziemlich alles im Dorf und uebersetzt. Der Handyladen, in dem wir sitzen ist brechend voll.

Ich fahre den letzten Berg hoch, niemand mehr auf der Strasse. Ich fahre duch einsame Doerfer und flaches Land. Links und rechts nur Felder. Fahren macht einfach nur Spass. Aber es gibt keine Baeume, alle Doerfer sind einsam, kaum Leute auf den Wegen und die Haeuser alle eingezaeunt. Keine gute Gegend zum Wildcampen.

Bei km 130 verfolgen mich zwei Hunde - es reicht gerade noch, um davon zu kommen. Ueble Biester, einer davon mit einem Halsband mit langen Naegeln. Unschoen …

Ich sehe auf einmal viele Baeume, ein kleines Haus, schoener grosser Garten. Sieht aus wie Fort Knox. Mehmet nimmt mich sofort mit rein, werkelt weiter an seinem Dach rum und schliesslich essen wir was. Er kann ein wenig deutsch, seine Frau ein wenig Englisch. Ein netter Abend, der mit ruhigen Minuten vor meinem Zelt im Mondlich endet.

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