Mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Gelben Meer
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Category — Türkei

Tag 59 (Türkei): wandern in der Gegend von Göreme

Tagesstrecke: 0km
Gesamtstrecke: 4801km
Fahrzeit: 0h

Ich wachte wirklich spät auf, hatte wie ein Stein geschlafen und brach nur spät auf. War auch nicht schlimm, bis auf die Hitze, die sich über die Gegend legte. Aber gut aushaltbar. Es bedeutete auch, sich das Freilichtmuseum von Göreme mit vielen Tourgruppen zu teilen.

Das war weniger dramatisch, sondern z.T. recht lustig anzusehen, wie die Leute in und aus den Höhlen gescheucht wurden.

Ich wollte ein wenig wandern, aber beschloss das auf den folgenden Tag zu verschieben. Es ging mir immer noch nicht 100%, also fuhr ich per Bus und Anhalter durch die Gegend und schaute mich um.

Hier sind ein paar Bilder aus dem Devrent Tal und aus Pasabagi.

Dann kam das Highlight des Tages. In einem Internetcafe traf ich auf Bernd, der hier seit sieben Jahren wohnt und verfallene Kirchen auf seiner Seite dokumentiert (www.berndputz.de). Er war bereit, mir einige der in Göreme ansässigen Kirchen zu zeigen. Wir gingen eine Gasse hoch, verschwanden in einem Loch und standen in einer Kirche. Zwischendurch auch als Stall und für vieles andere benutzt, war sie doch klar als Kirche erkennbar. Ringsherum stehen Häuser und die Kirche mittendrin in einem Felsen.

Bernd zeigte mir neue Perspektiven, was an sich schon toll war. Wir gingen dann in eine aus dem Stein gehauene Basilika, die einfach toll war. Ich hatte keine Kamera dabei, aber es war umwerfend. Die Kamera hätte auch nicht viel gebracht, was das Ganze besonders machte, waren die vielschichtigen Erklärungen, die Bernd beisteuerte. Vielen Dank dafür. Wie aßen ncoh einen Happen und unterhielten uns noch einige Stunden, bis es irgendwann zu spät für mich war.

May 23, 2008   No Comments

Tag 58 (Türkei): Yaprakhisar - Göreme

Tagesstrecke: 97km
Gesamtstrecke: 4801km
Fahrzeit: 5-6 h

Ich wachte elend (und) oft auf, mit dem beklemmenden Gefühl, dass mein Magen nicht in Ordnung war. War er auch nicht. Krämpfe und das Gefühl, dass der Magen durch die Decke geht. Tut er nicht, aber das Gefühl kennt wohl jeder … Von da ab ging es bergab …

Ich konnte am Morgen nichts essen. Viel wäre eh nicht unten geblieben. Ich überlegte mir in meinem Hostel zu bleiben, aber das wollte ich nicht. Vielleicht hätte ich das machen sollen. Die Temperatur war hoch, als ich endlich loskam. Ich fühlte mich müde und schlapp, einfach nur schwach. Ich wollte bis nach Güzelyurt und dann dort bleiben, 20km weiter. Daraus wurde nichts. In Ihlara ging es den Berg hoch, für mich am Ende nur noch im Zickzack, um die Steigung zu mildern. Keine Autos, daher war das auch kein Problem. Und irgendwann wurde das Ganze eine Frage des Kopfes. Du trittst einfach, eine Umdrehung nach der anderen. Findest einen Rhythmus, stauchst die große Strecke auf kleine Einheiten zusammen. Versuchst an nichts oder was anderes zu denken. Ersteres ist für mich besser. Bis Güzelyurt klappte das auch super. Eigentlich wollte ich da auch hin, aber ich hatte keine Lust auf nichts. Also fuhr ich einfach weiter. Kaufte mir eine Cola für den Zucker und machte langsam, aber stetig km. Einige Male ging es den Berg hoch - unangenehm, meist auch in den Wind hinein … bis ich Derinküyü errreichte. Die Temperaturen waren nun viel höher als die Tage zuvor, der Teer wurde gummiartig an einigen Stellen (nichts im Vergleich zu Rob auf www.14degrees.org, der gerade mit dem Skateboard durch China fährt). Kurz bevor ich ankam, wurden meine Beine unendlich schwer, Müdigkeit, Erschöpfung und irgendwas darüber hinaus. Ich war selten in einem solchen Zustand (selbst Schuld, ich weiß). Üble Nacht, Magen nicht in Ordnung und dann noch Gegenwind. Der Schmerz war da, aber irgendwie wurde er auch überdeckt. Witzig, was der Körper sich so manchmal einfallen läßt.

Ich ging in einen Markt, kaufte mir Cola und Salzstangen. Ich war ziemlich fertig zu diesem Zeitpunkt, war wohl auch sehr verschwitzt, sah nicht gut aus und der Verkäufer ließ mich dies auch wissen. Als ich vor dem Laden saß, einige kleine Schlucke trinkend und die Salzstangen futternd, redete er mit einem alten Mann über mich. Sie fragten sich irgendwann, wo ich herkomme. Ich meinte Deutschland, ohne mich umzudrehen. Ich konnte sie in einem Fenster auf der anderen Straßenseite gut sehen, sie schauten recht verdutzt. Dann ein wenig verärgert, weil ich sie verstanden hatte. Sie redeten einfach über mich weiter. Merkwürdige Situation im ganzen Dorf, vielleicht lag es auch an mir. Kurze Zeit später machte ich mich auf und davon, eine Höhlenstadt 10km weiter anschauen und damit auch 10km näher am Ziel. Ich konnte schneller fahren, es ging mir besser. Von sehr weit unten bis nur noch unten. Der Wind kam von hinten, das half.

In Kaymakli besuchte ich die unterirdische Stadt, eine ziemlich erstaunliche - tatsächliche unterirdische Stadt. Wie die Leute dort wohnen konnten, kann ich mir nicht vorstellen. Bis zu 60m tief unter der Erde … viele Bilder gibt es von heute nicht, mir war nicht danach.

 


Nach 12km kam ich in ein Dorf, wurde zum Tee eingeladen, nahm dankend an. Es tauchte einer auf, der deutsch sprach, bezeichnete den Wortführer häufiger als Dummkopf. Er war aber supernett, hatte am Borsigplatz in Dortmund gearbeitet und war darauf mächtig stolz. Ich kam dann nach Uchisar, wo sich ein geniales Panorama vor mir ausbreitete. Großartig. Man fährt über den Hügel und sieht die Weite …

Das Gefühl bei der Ankunft in Göreme war super. Die Aussicht war klasse, aber ich fühlte mich erleichtert es hierher geschafft zu haben und wollte ein paar Tage bleiben. Hoffentlich geht es morgen dann auch schon mal besser.

May 22, 2008   No Comments

Tag 57 (Türkei): kurz hinter Dogantarla - Yaprakhisar

Tagesstrecke: 11km
Gesamtstrecke: 4704km
Fahrzeit: weniger als eine Stunde

Die Fahrt nach Selime sollte nicht lange dauern, sie war noch viel kürzer, als ich dachte. Nach weniger als 20 Minuten war ich in Selime und wollte dort übernachten. Gute Idee im Rückblick. Ich suche nach einer Unterkunft, wollte das Rad unterstellen, Batterien aufladen usw. Die erste war zu, die zweite oben auf dem Berg. Keine andere Wahl …

Ich brach kurz danach wieder auf und anstatt wieder zurück nach Selime ging ich nach Ihlara und lief im Tal wieder zurück. Das Tal ist einfach großartig, viele alte, in den Stein gehauene Kirchen. Die Fresken sind z.T. noch gut erhalten. Fragt man sich immer wieder, warum der Mensch das macht …

Was das Ganze noch besser machte, war die geringe Zahl an Touris. Es war immerhin Mittwoch, die Gruppen waren recht klein und am Nachmittag traf ich auf der Wanderung außer einem Hirten keinen Menschen. Die gab es noch …

Mein Problem war mein Magen. Fühlte sich schwach an und machte das Laufen nicht gerade einfach. Hätte mich auch gerne noch mehr umgesehen.

Auf jeden Fall war es die Wanderung wert … mehr aus Kappadokien in den nächsten Tagen.

May 21, 2008   No Comments

Tag 56 (Türkei): Topraklik - Dogantarla

Tagesstrecke: 136km
Gesamtstercke: 4693km
Fahrzeit:
6-7h

Mehmet machte mir ziemlich eindeutig klar, dass ich nicht die Straße nehmen sollte, die ich vorhatte zu nehmen. Er machte eine Karte im Sand und irgendwann war ich überzeugt, dass seine Route die richtige war. Ich verabschiedete mich von ihm und seiner Frau, sie winkten mir lange nach und wollten wohl sicher gehen, dass der Fremde nicht in die falsche Richtung fahren würde. Sie waren unglaublich besorgt gewesen, dass es mir im Zelt warm genug sei und überzeugten sich, dass mein Schlafsack auch gut genug sei und das Zelt ebenfalls.

Die Route von Mehmet würde mich wieder an den beiden Hunden vom Vortag vorbeiführen. Keine guten Aussichten. Daher war die Abkürzung zu dem Dorf, durch das ich musste, willkommen. Mit einem Mal, ca. 1 km den Weg entlang, kamen die gleichen beiden Hunde von rechts angerauscht, der Hirte machte keine Anstalten sie zurückzupfeifen. Es bringt einen wohl nichts besser auf Trab als ein kleiner Sprint am Morgen mit Wasserflasche in der Hand. Ich war ein wenig sauer auf den Hirten, aber da war ich schon wieder weiter.

Kurz darauf kam ein anderer ziemlich fies aussehender Hund hinter mir her, der bekam was am Rad zu fassen. Das Rad bockte ein wenig, aber das schien genug zu sein. Jedenfalls ließ der Hund gleich los und passiert ist nichts. Die Taschen und alles andere sind heil. Aber ich frage mich trotzdem … man weiß, dass der eigene Hund verrückt auf Radfahrer ist, leint sie aber nicht an. OK, es ist vielleicht nur einer pro Jahr in diesem Dorf. Viel machen kann ich eh nicht. Verständigung schwer, Besitzer nicht da, der Hund mit Nägeln um den Hals und der wartet nur auf meine Rückkehr.

Ich kam an der ersten von zwei Karawansereien vorbei, noch mit viel Gegenwind. Das sollte sich aber bald ändern. Am Nachmittag gab es viel Rückenwind.

In Sultanhani besuchte ich eine noch größere Karawanserei. Richtig groß und extrem beeindruckend. Als Verpflegungsstellen für Kamelkarawanen auf der Seidenstraße gebaut, versorgten sie die Karawanen und liegen im Abstand von ca. 25-30km.

Über die nächsten 40km konnte ich es - vom Wind unterstützt - gut laufen lassen. Die Geschwindigkeit war hoch, es machte einfach nur Spaß. Dann sah ich diesen Raubvogel …

Zwei Männer ließen den Vogel frei und ich wollte sehen, was los war. Er hatte einen gebrochenen Flügel und würde bald sterben. Machen konnte ich nichts. Für den Vogel wäre ein schneller Tod wohl besser gewesen. Oder vielleicht ein Tierarzt. Ich schlug das den beiden vor, einer meinte nur, dass er den Vogel nicht töten würde und dass der oben schon machen würde, was richtig sei. Ein wenig merkwürdig, wie ich fand …

Ca. 20km vor Aksaray hatte ich wohl das Blödheitsmeter für die Woche bis zum Anschlag gebracht. Auf eine Erfrischung auf der Toilette folgte die Begegnung meines Kopfes mit dem niedrigen Türrahmen. Mein Kopf tat weh, Blut floß ein wenig und für die nächsten Minuten versuchte ich das erst mal zu stillen. Ging dann schon wieder …

In Aksaray machte ich mich auf den Weg nach Kappadokien. Ich wollte zuerst ins Ihlara Tal und dann nach Göreme. Ich musste aber erst mal schieben. Einer nach dem anderen sagte, dass der Weg richtig sei. Es war am Ende Schotter und die falsche Richtung. Aber die Aussicht war super. Bald war ich wieder auf dem richtigen Weg und nach zu vielen km fand ich einen super Zeltplatz.

May 20, 2008   No Comments

Tag 55 (Türkei): Kapakli - Topraklik

Tagesstrecke: 132km
Gesamtstrecke: 4557km
Fahrzeit: 6h

Sonne am Morgen hat was Gutes … das Wetter hat die letzten Tage ganz gut gehalten. Nachts wird es kalt (ca. 5C), aber mit dem Schlafsack ist es kein Problem. Tagsueber wurde es heute richtig warm, angenehm.

Heute war Rueckenwind, daher die lange Distanz. Ich konnte auch endlich von der relativ viel befahrenen Strasse abbiegen und kam in ruhigeres Gefilde, nachdem ich in Richtung Sarayonu abbog. Kaum Verkehr, leicht welliges Terrain, Wind von hinten. Ich fahre kurzaermelig, es ist dafuer mittlerweile warm genug.

Nach Sarayonu noch weniger Verkehr. In den Doerfern, in denen ich anhalte das uebliche Theater. Ich komme an, Kinder probieren ihre zwei Saetze englisch aus, warten die Antwort nicht ab, lachen. Dann schauen sie sich das Rad an, begrabschen so ziemlich alles, werden von den aelteren davon gejagt und radeln mir hinterher und wollen ein Rennen. Irgendwann haben sie genug und sie sind wieder weg.

Weiter nach Altinekin, das war jedenfalls der Plan. Die Jandarma (nicht die Polizei, sind zwei unterschiedliche Organisationen) haelt mich auf. Ich hatte einen Wagen neben mir gesehen, kurz nach einer Kreuzung werde ich gestoppt. Keine Ahnung, warum. Zwei Junge steigen aus, nehmen Gewehre auf die Schulter und stehen stramm. Als ich ankomme, steigt aus der Beifahrertuer der Vorgesetzte aus. Sie verhalten sich noch steifer. Ich muss schmunzeln. Sie nicht.

“Wohin soll es gehen?”
“China.” (klar, wohin auch sonst)
Schaut mich etwas verdutzt an.
“Wohin faehrst Du jetzt?”
“Altinekin.”
“Nein, da faehrst Du nicht hin.”
“Doch.”
“Du faehrst nach Ankara!”
“Nein, ich will nicht nach Ankara. Ich finde es hier ganz nett.” (vorlauter Markus, halt’s Maul)
“Du bist auf der falschen Strasse, um nach Ankara zu kommen.”
“Ich will nicht nach Ankara. Ich will nach Aksaray. Ich zeige es Dir auf der Karte.” Ich hole die Karte und zeige ihm, wo ich hin will. “Gibt es ein Problem?”
“Aber warum nicht nach Ankara?”
“Weil ich nicht will.”
“OK.”

Eine etwas surreale Unterhaltung. Ich frage, warum ich angehalten wurde und auf einmal versteht er kein englisch mehr. Ich frage erneut und er meint, dass ich mich vielleicht verfahren haette. Aha … die grossen Schilder konnte man an der Kreuzung nicht wirklich uebersehen. Ich will nicht auf Konfrontation auseinander gehen und frage nach einem Foto. Hier ist das Resultat.

In Altinekin werde ich von Leuten umringt, trinke mal wieder Tee und bekomme von einem Geographielehrer den Weg auf einem Papier aufgezeichnet. Klappt gut. Ausserdem organisiert er so ziemlich alles im Dorf und uebersetzt. Der Handyladen, in dem wir sitzen ist brechend voll.

Ich fahre den letzten Berg hoch, niemand mehr auf der Strasse. Ich fahre duch einsame Doerfer und flaches Land. Links und rechts nur Felder. Fahren macht einfach nur Spass. Aber es gibt keine Baeume, alle Doerfer sind einsam, kaum Leute auf den Wegen und die Haeuser alle eingezaeunt. Keine gute Gegend zum Wildcampen.

Bei km 130 verfolgen mich zwei Hunde - es reicht gerade noch, um davon zu kommen. Ueble Biester, einer davon mit einem Halsband mit langen Naegeln. Unschoen …

Ich sehe auf einmal viele Baeume, ein kleines Haus, schoener grosser Garten. Sieht aus wie Fort Knox. Mehmet nimmt mich sofort mit rein, werkelt weiter an seinem Dach rum und schliesslich essen wir was. Er kann ein wenig deutsch, seine Frau ein wenig Englisch. Ein netter Abend, der mit ruhigen Minuten vor meinem Zelt im Mondlich endet.

May 19, 2008   No Comments

Tag 54 (Türkei): Sulumenli - Kapakli

Tagesstrecke: 120km
Gesamtstrecke: 4425km
Fahrzeit: 6h

Ich wachte in einem Zimmer auf, das mir fremd war. Passiert wohl, wenn man jeden Tag woanders übernachtet und das eigene Zelt derzeit eine der wenigen Konstanten ist.

Wir frühstückten und ich machte mich auf den Weg. Mohammeds Abschied war intensiver als ich aufgrund der Sprachbarriere vermutet hätte. Ich brach auf und brachte schnell einige km hinter mich. Ich fahre derzeit in welligem Terrain auf ca. 1000m rauf und runter, aber ohne heftige Steigungen. Es passierte nicht viel und obwohl ich nicht viel fahren wollte, kamen doch 120km raus, ohne dass ich besonders hart in die Pedale trat.

Die Orte sind derzeit ziemlich austauschbar … die Tankstellen dagegen nicht so sehr.

Der Nachmittag brachte noch mehr km und interkulturellen Kommunikationsspaß als ich versuchte Salz zu kaufen und dazu noch weniger als ein kg. Hat dann auch noch geklappt.

Jetzt sitze ich nach tollem Sonnenuntergang bei viel Mondlicht an einem lauschigen Plätzchen einen km von der Straße entfernt.

May 18, 2008   No Comments

Tag 53 (Tuerkei): kurz hinter Kesenler - Sulumenli

Tagesstrecke: 107km
Gesamstrecke: 4305km
Fahrzeit: 5-6h

Merkwuerdiger Tag … fahrstuhlmaessiger Tag ohne Tuer. Mal rauf, mal runter. Emotional. Ich wachte spaet auf und fuehlte mich ziemlich muede und ausgepumpt. Vielleicht ein wenig zu viele km und zu viele Hoehenmeter in den letzten Tagen. Ich bin ein wenig erschoepft, werde schauen, dass ich weniger fahre oder zumindest bei leichterem Terrain nicht mehr. Aber die Sonne schien und Schokopudding wartete auf mich. Kuehe um mich herum trieben mich dann doch aus dem Schlafsack.

Irgendwann ging es dann auch los. Es war muehsam, ich konnte keinen Rhythmus finden. Mittagessen in Kirka half nicht viel, Abstecher, die ich im Phrygischen Tal vorhatte liess ich aus. Hatte keine Lust, aber die Umgebung war traumhaft.

Nach einem letzten Anstieg fing es auch an zu regnen. Blauer Himmel und Regen. Die Zurufe aus allen moeglichen Autos, Karren und den Feldern waren nicht mehr besonders willkommen, ich wollte einfach mal in Ruhe gelassen werden.

Rueckenwind half mir nach Afyon zu kommen. Ich wollte mich ein wenig umschauen und dann einen Platz zum Zelten suchen. Die Moschee fand ich grandios, insbesondere die Stimmung drumherum.

Dann sah ich den Hammam und beschloss ins tuerkische Bad zu gehen. Die tuerkische Version der Sauna, aber mit einem anderen Gefuehl. Marmorhallen und viel Wasser, das man sich ueber den Koerper schuettet. Der Hammam in Afyon ist ueber 500 Jahre alt. Erst in die Sauna und dann eine Massage. Husein, wenn Du das liest … Deine Massagen sind um einiges angenehmer. Aber es war interessant und der Masseur gut. Es knackte und krachte ueberall in meinem Koerper. Leider ein wenig zu kurz und zu heftig, aberes tat sehr gut. Fuehlte mich danach um einiges besser.  

Es dauerte dann viel zu lange, bis ich aus der Stadt rauskam und es wurde dunkel. Ich suchte nach einem Platz, fand aber keinen guten. Flugplatz, viel Industrie, Schwefelgeruch an guten Stellen. Dann kam ich in ein Dorf, fragte den Haendler und nach kurzer non-verbaler Kommunikation ging es zu einer Hochzeit im Dorf. Keine 50m weiter. Viel groesser war das Dorf auch nicht.

Ich war ganz klar in einem konservativen Landstrich. Maenner und Frauen feierten strikt getrennt und ich sah keine Frau ohne Kopftuch. War mir schon den Tag ueber aufgefallen, ausser in Afyon. Irgendwann gesellte sich ein Mann zu mir, er hatte 20 Jahre in Heilbronn gearbeitet. Er musste aber bald wieder gehen und die Sprachbarriere wuchs. Ich wurde herumgereicht, jeder wollte mal neben mir sitzen. Ich schlief schliesslich nach viel tuerkischem Tanzen (es gab kein Entkommen) und vielen Freudenschuessen bei dem Haendler.  

 

Es gab ein paar Fragen von Bloglesern und da die Fragen allgemeiner Natur sind, hier die Antworten oeffentlich.

Orientierung: ich verwende Karten und habe eine grobe Richtung und schaue dann, ob es interessante Um- oder Abwege gibt. In den naechsten Tagen fahre ich in Richtung Goereme und schlaengele mich so durch.

Uebernachtung: ich schlafe meistens im Zelt und frage vorher, ob das OK ist. Oft werde ich auch eingeladen. Bis in die Tuerkei habe ich auch oft couchsurfing.org oder hospitalityclub.org verwendet. 

Berichte schreiben: ich verwende einen mir von HP zur Verfuegung gestellten Ipaq (Danke an HP) und eine Klapptastatur. Ich mache bald mal ein Bild und stelle es hier ein. Die Berichte lade ich dann in einem Internetcafe hoch.

Weitere Fragen sind immer willkommen.

May 17, 2008   No Comments

Tag 52 (Türkei): Yörükcepni - kurz nach Kesenler

Tagesstrecke: 100km
Gesamtstrecke: 4198km
Fahrzeit: 5-6h

Ich wurde vom Morgenruf des Imams wach … kein Wunder, bedenkt man, wo ich war. Ich drehte mich wieder um, es war noch zu dunkel. Als ich mich auf den Weg machte, suchte ich nach was zu essen. Gestern abend nicht wirklich was zu mir genommen, mein Magen grummelte. Es dauerte länger, als ich dachte. Wieder von Hunden gejagt, gelangte ich nach Eskisehir.

In Eskisehir wollte ich einige Dinge erledigen. Ich brauchte Plastikcontainer mit Schraubverschluss, schaute hier und da, konnte nichts brauchbares finden. Schließlich ging ich in einen kleinen Handwerkerladen, vielleicht haben die ja was. Alle türkischen Haushaltsgeschäfte - auch die im Istanbuler Basar - hatten nur Riesenbehälter. Wir fanden nichts, dann fiel mein Auge hierauf:

Ideal, Objekt 1 war gefunden. Zuvor hatte ich noch meine Schuhe eingefettet und versucht, einige Briefe auf den Weg zu bringen. Das war schwieriger als ich dachte, aber ging dann doch. Sicherheitsmann 1 läßt mich mit Rad passieren, Nr. 2 findet das nicht gut. Kurze Diskussion. Ich stelle es 2m weiter weg, immer noch im Gebäude. Nr. 2 geht, es scheint alles klar. Dann komme ich in die Schalterhalle, Nr. 2 redet mit seinem Vorgesetzten, der spricht angeblich englisch. Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt. Draußen ziemlicher Publikumsverkehr, ich will das Rad da nicht so stehen lassen. Vorgesetzter zuckt nur die Schultern, ich frage, wo das Problem ist, er murmelt was von nichts. Also kein Problem. Nr. 2 ist aber weg. Ich hinterher, hatte das ungute Gefühl, dass er das Rad rausstellen wollte. Als ich zum Rad komme, will er genau das machen. Ich schaue ihn fragend an, bemerke eine junge Frau, die die Szene beobachtet. Er fängt an rumzumaulen, ich will mein Rad nehmen und verschwinden, aber er will das Rad selbst rausschieben. Ich werde sauer, zeige ihm das nun auch und gehe schließlich. Die Frau spricht mich an und fragt mich, was das Problem sei. Sie erklärt mir, dass hier ein Gericht sei. Ich sage, was oben los war und sie bietet an, auf das Rad aufzupassen und als sie erfährt, dass ich auch Jurist bin, will sie zu einem Richter, der das Rad reinlassen soll. Ich versichere ihr, dass ich ihre Zeit nicht beanspruchen will und dass ich keinen Richter damit behelligen will. Wir sprechen noch kurz und verabschieden uns.

Auf dem Weg nach Seyitgazi klimpert es unter mir und mein rechtes Bein schnellt in die Höhe. Ein Teil des Pedals hat sich verabschiedet. Besser gesagt zwei Schrauben, die die Platte halten. Leider nur die Köpfe. Dumm … 

  

Vielleicht kann ich das schweißen lassen, aber dazu brauche ich einen Aluschweißer. Könnte schwer werden. Noch hält es durch die hintere Schraube, mal schauen, wie lange noch. Kein besonderes Drama, aber Klickpedale zu haben ist schon angenehmer. Wenn gar nichts mehr geht, schickt mir Speedzone welche. Ich rufe kurz von einem Internetcafe aus an, Dieter meint, dass Dirk sich bei einem Sturz ziemlich verletzt hätte. Gute Besserung von hier aus und wer ihm einen kurzen Gruß schreiben will, kann dies unter info@speed-zone.biz tun.

Ich komme nach Seyitgazi, lasse mir die Haare schneiden (ich dachte, das geht 10 Minuten, aber es werden virtuose 40), kaufe meine Sachen fürs Abendessen, eine kleine Flasche für Öl (die Kindercola ist scheußlich), finde auch Öl in einem Restaurant sowie Tomaten, Gurken und Spülmittel, werde von einer Horde Kinder verfolgt (hier sind die letzten drei)

und mache mich auf die Suche nach einem Zeltplatz. Ein Landwirt läßt einen Wortschwall türkisch auf mich herab, ich verstehe nur wenig, aber er meint, dass es kein Problem sei. Unter Weiden und neben einem Bach finde ich einen schönen Platz, der Mond scheint von einem wolkenlosen Himmel. Essen ist lecker, die Kekse schmecken. Das Obst auch …

May 16, 2008   No Comments

Tag 51 (Türkei): kurz nach Iznik - Yörükcepni

Tagesstrecke: 120km
Gesamtstrecke: XXXkm
Fahrzeit: 7-8h

Bergziegentag. Viele Anstiege. Gleich zu Beginn ging es 500m nach oben in weniger als 6,5km. Das Gute war, dass ich den Pass nicht sehen konnte. Es war extrem neblig und wurde oben ziemlich kalt. Trotzdem mit extrem viel Schwitzen verbunden. Oben erst mal die nassen Klamotten ausgetauscht und warme Kleider für die Abfahrt angezogen. Kurze Zeit später kam ich nach Yenisehir. Es gab eine Parade, an der wohl die komplette Schule teilnahm. So ziemlich jeder Schüler wollte mit mir sprechen, fragte nach meinem Namen und wo ich herkam.

Eine Stunde später Mittagessen in Inegöl. Im dortigen Internetcafes wurde mal wieder flickr geblockt, so dass ich meine Bilder mal wieder nicht hochladen konnte. Komisch, selbst auferlegte Zensur kommt in der Türkei ziemlich häufig vor. Das Ganze ist nervig und wird immer wieder mit der Bestimmung über die Beleidung des Türkentums erklärt. Muss mich mal genauer darüber informieren.

Ich verließ die Hauptstraße und wollte eine Nebenstraße nach Bozuyuk nehmen. Laut Karte schien sie relativ gerade und damit vielleicht nicht so steil. Komplett daneben. 800m Höhenunterschied mit vielen Kurven und einigermaßen steil. Dafür aber viel weniger Autos, das machte das Ganze sehr angenehm.

Nach kurzem Stopp in Bozuyuk, kam ich nach Yörükcepni. Ich wollte mein Zelt aufstellen, fragte, wo das möglich sei. Ich wurde ins kleine Kafe geführt. Wie immer gibt’s dort Tee. Ich war ziemlich kaputt und hatte Hunger. Es gab wohl einen Plan für mich, von dem ich nichts wusste. Mein Magen meldet sich. Ich versuche das mit allem möglichen Dingen zu überbrücken. Ich hatte keine Ahnung, was man mit mir vorhatte. Irgendwann ging es dann in ein Gebäude in der Nähe der Moschee, das Ganze ziemlich spät. Essen ging nicht so richtig, weil ich den Kocher nicht mehr anwerfen wollte. Also gab es Kekse und Obst, morgen wird gefuttert. Alle meinten es ohne Zweifel gut mit mir, das ist wohl das Wichtige.

Ich will mich hier auch bei Eva bedanken. Eva ist mehr oder minder durch Zufall auf den Blog gestossen, regelmaessige Leserin geworden und hat mir eine mail geschrieben, dass sie die Spendenaktion nun unterstuetzen will. Vielen Dank an Eva, vielleicht gibt es ja Nachahmer. Mehr Informationen gibt es hier.

May 15, 2008   No Comments

Tag 50 (Türkei): Kartal bis kurz nach Iznik

Tagesstrecke: 115km
Gesamtstrecke: 3978km
Fahrzeit: 6-7h

Ich wachte zu spät auf. Ich wollte mich von Fatih persönlich verabschieden. Er geht um halb sieben aus dem Haus. Ich hörte nur noch die Tür ins Schloss fallen, als ich draußen war, war er leider schon weg. Hussein, vielleicht kannst Du ihm meine besten Grüße schicken.

Ich ging zurück ins Bett, um Schlaf nachzuholen und dann ging es zum Frühstück mit Husseins und Fatihs Tante. Wir verabschiedeten uns danach und ich machte mich auf, um die Gegend von Istanbul entgültig hinter mich zu bringen. Der Wind kam von vorne, anders als gestern. Leider. Dazu sehr viel Verkehr und kaum Ausweichmöglichkeiten. Industriegebiete, viele Abgase und dicht auffahrende LKW machten keinen Spaß. Ich schaute auf die Karte, beschloss eine Fähre nach Topcular zu nehmen.

Ich fuhr weiter nach Osten und bog auf die Strasse nach Iznik ab. Fatih hatte mich vor der steilen Strecke über diese Gebirge gewarnt. Es war 10km bergauf, aber mit schöner Aussicht und machbaren Anstiegen. Es ging noch einmal runter und wieder rauf und dann runter zum See von Iznik. Es war viel kälter geworden und es hatte begonnen zu regnen. In Iznik machte ich meine Besorgungen auf dem Basar und holte noch ein wenig Baklava in einer Bäckerei. Dort wurde ich zum Tee eingeladen, was dazu führte, dass ich im Dunkeln nach längerer Suche mein Zelt in einem Olivenhain aufstellte.

May 14, 2008   No Comments