Mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Gelben Meer
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Tag 62 (Turkey): Kayseri - Pinarbasi (”Du faehrst nach Ankara”)

Tagesstrecke: 110km
Gesamtstrecke: 4996km
Fahrzeit: 6-7h

Schon wieder eine schlechte Nacht … das Essen von gestern hat voll reingeschlagen. Zu viel Fett, was ich nicht realisiert hatte und zu scharf. Das war fuer den Tag kein gutes Zeichen und zudem hatte ich auch noch wegen der halb wachen Nacht verschlafen und konnte mich so nicht von Murat verabschieden. So ging ich alleine aus seiner Wohnung (”zieh einfach die Tuer hinter Dir zu, vergiss halt nichts”), vergass auch nichts und machte mich auf den Weg. Nahrung: Bananen (lecker), Wasser und Cola. Lange Stadtverkehr und dann erst mal ca. 12-14km den Berg hoch. Meistens rollte das Terrain bergauf. Das Wetter war grau, die Landschaft ebenso. So schien es mir zumindestens.

Vielleicht kann ich hier mal auf eine Frage antworten, die mir von einigen gestellt worden ist. Es ging darum, was ich mir den Tag ueber fuer Gedanken mache, was mir durch den Kopf geht - auch in solchen Situationen. Es ist manchmal ein wenig seltsam. Es gibt viele Dinge, welche die Stimmung beeinflussen, koerperliche Verfassung, das Wetter, Verkehr, usw. Heute wurde ich einfach nur stoisch. Eine Pedalumdrehung nach der anderen. Man nimmt, was man kriegt. Es geht halt den Berg hoch, also fahre ich hoch, mache mir nicht viele Gedanken. Negativ daran ist, dass man die Umgebung nicht mehr so umfassend wahrnimmt, sondern sie hinter einem gewissen Schleier verschwindet. Scheuklappenradfahren ist vielleicht eine treffende Beschreibung. Bei allem positiven, was ich bisher geschrieben habe sollte man nicht vergessen, dass es auch Momente gibt, wo man die Kamera nicht rausholt und die Pixel fuellt oder einige Zeilen dazu schreibt. Das ist vielleicht in den letzten Tagen nicht selten so gewesen. Daher kommt die auferlegte Pause (dazu gleich mehr) auch ganz gelegen. Patrick meinte ja, dass schon Hesse sagte, dass man ab und an mal stehen bleiben solle, damit der Geist den Koerper wieder einholen kann.

Ich war kurz vor Pinarbasi, konnte den Ort schon sehen, als ich merkte, dass was am Hinterrad nicht stimmte. Ich fummelte an der Bremse rum, es schien wieder in Ordnung zu sein. Die Strasse uneben merkte ich nichts, bis das klackern am Hinterrad auch auf ebener Strecke wieder zu spueren war. Ich schaute genauer hin, konnte nichts sehen. Ich nahme die Taschen ab und dann das …

Kurzer Seufzer … die Felge war gerissen. Sieht man wohl recht gut auf dem Bild. Ein Weiterfahren war so nicht mehr moeglich. Die Bremse waere schnell weg gewesen. Ich akzeptierte die Situation recht schnell, rollte den Huegel runter, den naechsten hoch und nahm mein Handy raus und rief bei Speedzone an, um rauszubekommen, ob sie fuer mich ein neues Rad bauen koennten. In Ankara oder Istanbul herumzurennen hatte ich keine Lust und als ich in Istanbul war, hatte ich nichts gesehen, was ich wirklich wollte. Dirk meinte dann, dass es in zwei Tagen unterwegs sei. Ein ganz grosses Dankeschoen … zur Zeit ist mit Sicherheit viel los und zudem noch die Verletzung nach dem Sturz von Dirk … in der Situation ist das nicht selbstverstaendlich. Woran es liegt kann ich nicht sagen. Vermute Materialfehler. Gewicht ist OK, Reifendruck auch, daran kann es also nicht liegen.

3km spaeter war ich in Pinarbasi, rief Murat an, fragte, ob ich bei ihm uebernachten koenne. Ich nahm dann den naechsten Bus nach Kayseri zurueck und bastelte dann an dem Plan, den ich umsetzen wollte. Es wuerde mehrere Tage dauern und Kayseri ist keine besonders attraktive Stadt. Um die Felge schnell in die Hand zu bekommen, wollte ich nach Ankara und Gokces Eltern anrufen.

Im Bus sah die Welt schon wieder anders aus. Die Sonne schien, die Strahlen liessen die Gegend, die am Tag noch so grau ausgesehen hatte, glaenzend und hell erscheinen. Die Wolken um den Erciyes waren verschwunden, die Sicht toll.

Bei Murat angekommen werde ich von vielen Nachbarn belagert. In meiner Situation wollte ich einfach nur in Ruhe gelassen werden. Das dauerte eine halbe Stunde. Dann kam irgendwann Murat nach hause und der Plan nach Ankara zu fahren wurde in die Tat umgesetzt. Am Morgen sollte es losgehen, Haluk wuerde mich am Bahnhof abholen. Danke an Murat fuer die schnelle Hilfe und Bereitschaft mich noch einmal einen Tag unterzubringen. Das Gleiche gilt natuerlich fuer Haluk und Guler in Ankara.

Ausserdem sollte ich wohl noch mal nach Altinekin zurueck und ihm sagen, dass ich nach Ankara gekommen bin - trotz meiner Weigerung damals.

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