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Tag 170 (Tadschikistan): Veshab (viele neue Eindruecke)

Eigentlich haette es heute schon wieder zurueckgehen sollen, aber ich wollte noch einen Tag laenger bleiben, einen besseren Eindruck gewinnen. Und es faellt mir nicht einfach, die vielen Eindruecke zusammen zu fassen. Wo anfangen, wo aufhoeren?

Armut funktioniert hier anders. Man sieht keine total ausgemergelten Koerper, wie sie so oft im Fernsehen zu sehen sind. Es ist eine andere Armut, die viel ueber die fehlende Substanz verraet.

Wir gingen als ertses zum Krankenhaus. Ich wollte mit der Aerztin sprechen, die hier vor Ort arbeitet. Wir sprachen eine ganze Weile, ueber die Dinge, die hier fehlen und wie sie hier die Menschen versorgt. Wie es z.B. im Winter ohne Heizung so gut wie unmoeglich ist, wenn es -25C hat und keine Heizung vorhanden ist. Sie betreut dennoch eine grosse Zahl von Menschen und jedes Jahr kommen 60 Kinder zur Welt. Das ist fuer mich eine hohe Zahl in Anbetracht der Groesse des Dorfes. Es deutet auch auf ein Problem hier in Veshab hin. Es leben sehr viele Menschen hier auf kleinem Raum. Expandieren geht nicht und die bewirtschaftbare Flaeche ist sehr klein. Dies wiederum fuehrt zu Ernaehrungsproblemen.

Daher sind auch die Projekte der Welthungerhilfe entsprechend auf die Situation ausgelegt. Manche davon sind augenscheinlich simpel, aber unglaublich gewinnbringend. Es geht um das Einmachen von Obst und Gemuese, um im winter auch vitaminhaltige Kost zu haben. Es mangelte einfach an Wissen, wie das richtig zu bewerkstelligen sei. Nachdem eine Familie es ausprobiert hatte, waren viele daran interessiert.

Ein weiteres Projekt behandelte die geringe Ernte. Es wurde neues Saatgut eingefuehrt - ein Bewohner war am Anfang sehr skeptisch, wie er sagte. Auch noch nach dem Lehrgang, der verpflichtend war. Aber als er 300% mehr Ernte hatte war die Skepsis verflogen. Das gleiche Saatgut wird nun an andere weiter gegeben, die Lage hat sich zusehends verbessert.

Am Nachmittag schaute ich mir die Wasserversorgung genauer an. Der Verantwortliche kam mit und erklaerte mir die Bedeutung fuer das Dorf. Vorher nahm jeder das Wasser aus dem Dorfbach. Wie man unten sieht, sind die Tiere nicht weit davon entfernt. Und die Leitung hat die Anzahl der Infektionen bedeutend reduziert. Durchfallerkrankungen kommen nur noch selten vor und der allgemeine Gesundheitszustand hat sich stark verbessert. Die Familien bezahlen etwas fuer die Nutzung, davon wird die Leitung instand gehalten. Es ist alles sehr einfach, aber es funktioniert und die Lage hat sich auch hierdurch stark verbessert.

Die gleiche Person ist gleichzeitig Lehrer und wie so viele hat er mehr als eine Arbeitsstelle. Er verdient ca. $60 / Monat. Und verdient damit als Lehrer viel. Die jungen Lehrer haben weniger als $20 / Monat. Und natuerlich will keiner mehr Lehrer werden. Ausserdem ist die Uniausbildung teuer und es lohnt sich einfach nicht, Lehrer zu werden. Mit katastrophalen Folgen: “Es wird bald nur noch alte Lehrer hier geben.” Wirklich loesbar ist diess Problem nicht. Wie schon in Usbekistan ist Bildung hier nicht viel wert.

Wir sassen am Abend noch auf dem Dorfplatz und wieder wurden mir Probleme berichtet. Es gibt 7 Monate lang kein Strom. Im Sommer geht es noch, aber im Winter ist dies landesweit ein Problem und in den Doerfern sogar noch verstaerkt. Die Menschen behelfen sich so gut es geht mit Generatoren (teuer), aber das ist keine besondes langfristige oder effiziente Loesung. Ausserdem sind sie haeufig von Erdrutschen oder von Steinschlag bedroht.

Fuer mich war der Besuch wichtig und beeindruckend und oeffnete mir die Augen fuer die Probleme vor Ort. Ich bin froh, hier gewesen zu sien. Die Leute wollten von mir nichts konkretes. Sie wollten, dass ich ihre Problem verstehe und warum viele Maenner nach Russland gehen. Es gebe dort mehr Geld zu verdienen. Was wieder neue Probleme schafft. Sie verlassen die Familien und die Aufgaben der Maenner muessen von den Frauen unde den Kindern uebernommen werden. Das alles wird durch die stark patriarachalische Gesellschaft nur noch verstaerkt. Fuer die Familien selbst hat das z.T. tragische Konsequenzen, nicht selten kommen die Maenner mit Krankheiten zurueck.

Die Projekte der Welthungerhilfe sind in den Gespraechen mit den Bewohnern immer als sehr wichtig eingestuft worden. Sie waren nachhaltig und kamen mit wenig Geld aus. Vor allem aber verbesserten sie das Leben der Menschen. Vielleicht es das Grund genug fuer das Projekt zu spenden.

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