Mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Gelben Meer
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Tag 139 (Turkmenistan): Walachei - Walachei (Supermann ist gelb und blau)

Tagesstrecke: 120km
Gesamtstrecke: 8673km
Fahrzeit: 9h

Wenn sich jemand ueber die Supermann-Geschichte wundert, bitte ich noch um ein wenig Geduld. Ich werde ihn gleich vorstellen.

Ich stand um 5 Uhr auf und machte mich auf den Weg. Der Wind war immer noch da, wenn auch schwach, kam aber aus Nordosten, also genau von dort, wo ich hinmusste. Die Sarabande von Haendel spielte, als die Sonne ueber den Horizont kam - passte sehr gut und war eine schoene ruhige Zeit. Am Anfang ging auch noch alles gut, ich kam gut voran.

Dann wurde der Wind wieder staerker, und zwar richtig heftig. Es war zum heulen. Er kam genau von vorne, bewegte sich so um die 30 Grad, 15 in die eine, 15 in die andere Richtung vielleicht. Es war uebel, irgendwie hatte sich was gegen mich verschworen. Ich hatte schon Respekt vor diesem Teil der Reise, hatte Hitze und andere Uebelheiten erwartet, aber das hier war anders. Es ging immer voll ins Gesicht rein, immer von vorne. Ich machte die Strecke im Kopf klein, hackte sie in 5km Stuecke. Das half ein wenig, aber nicht viel, wenn Du nicht voran zu kommen scheinst.  

Dann hatte ich das Glueck Supermann zu begegnen …

Ich hatte einen langsamen LKW hinter mir kommen sehen, die Strasse war gerade mal gut. Es war klasse - ich konnte mich hinter Supermann setzen und sparte so eine Menge Kraft. Wie komme ich auf den Namen? Ich hatte irgendwie gedacht ”Waere doch klasse, wenn ich wie Supermann den Wind wegblasen koennte.” Also, Supermann ist nicht blau und rot, sondern blau und gelb. Ich musste aufpassen, nicht aus dem Windschatten rauszukommen, wieder Anschluss zu finden war etwas schwer.

Supermann brauchte eine Pause und so fuhr ich alleine weiter. Nach einigen sehr ueblen km kam ich zur ersten Siedlung. Ein uebler Ort. Was machen die Leute hier tagein und tagaus?  

Einige stehen an der Strassenseite und verkaufen Jogurt … zumeist Kinder. Nicht wirklich lustig in der Hitze.

 

Die Frau in dem Kafe war unfreundlich und wollte mir die dreifache Summe abknoepfen. Wurde nichts draus, ich liess Cola da, brauchte sie nicht wirklich. Dann kamen 15km schlechte, sehr schlechte Strasse, bevor ich zu einem Kontrollpunkt kam. Wofuer der dort ist, weiss ich nicht. In die Wueste will niemand entkommen, diese ist von der wenig angenehmen Sorte. Supermann hatte mich wieder ueberholt, aber dieses Mal hatte ich keine Chance gehabt mich hintendran zu klemmen. Ich sah ihn zu spaet und in dem Wind war ich zu langsam. Meine Beine brannten, aber er fuhr cm um cm von mir fort und das war moralisch ziemlich deprimierend. Ohne ihn war es um einiges unangenehmer. Aber es haette nicht viel gebracht, die Strasse sah hier so aus und ohne was zu sehen, haette ich nur das Rad ruiniert.

Vom Kontrollpunkt waren es 60km bis zum naechsten Kafe und ich wusste nicht recht, wie ich das in dem Wind erreichen sollte. Ich fuhr drauf los und … sahr Supermann wieder. Er hatte wieder Pause gemacht und ich sprach kurz mit den Fahrern. Ich solle halt dranbleiben, wenn ich wolle. Wollte ich. Ich packte Brot in die Fahrradhose und blieb dran. Die Geschwindigkeit konnte ich halten, auch wenn es manchmal schwer war, das Problem war vielmehr die Strasse. Schlagloecher sah ich nur spaet und konnte manchmal mit viel Glueck ausweichen. Ich konnte ca. 8m sehen, das musste reichen. Nach 50km erreichten wir ein Kafe - ohne den LKW waere das nicht so moeglich gewesen (einfach auf das Bild unten klicken, um mehr ueber Supermann zu erfahren).

Als wir das Kafe erreichten, war es 14 Uhr und ich war am Ende. Es war heiss und zwar von der fiesen Sorte. Ich musste anhalten und ass ziemlich viel. Die Fahrer fuhren weiter nach Turkmenabad, ich verbrachte den Nachmittag dort.

Die Eigentuemerin wollte den MP3 Player unbedingt ausprobieren. Von Bobby McFerrin lief gerade “Don’t Worry, Be Happy” … schien ihr zu gefallen.

Ich wollte dann noch weiter. Was fuer eine bloede Idee. Es war das schlimmste, was ich erlebt hatte. Der Sand war nicht nur am Boden, sondern auch in der Luft und tat im Gesicht weh. Nicht wirklich spassig. Nach 5km wollte ich alles hinschmeissen. Aber wohin? Der naechste Ort war weit, ich wuerde nehmen, was ich kriege. Ein Bautrupp war in einem Container untergebracht, die nahmen mich nett auf, ich solle dort schlafen. Gesagt, getan …  

Die Leute kamen kurz vor Dunkelheit, wir assen noch was und dann ging es bald ins Bett. Ich bekam die Chefkoje - protestieren half nichts und so schlief ich dort ziemlich gut, waehrend die anderen sich zu zehnt in die andere Kabine schmissen.  

Ich war ziemlich gluecklich, wie der Tag gelaufen war … Dank Supermann und den Leuten vom Bautrupp.

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